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DOI: 10.1055/s-2006-954348
Experimentelle und klinische Aspekte der TENS-Therapie
Fragestellung: Trotz der weiten Verbreitung und der Vielzahl experimenteller und klinischer Arbeiten über TENS herrschen nach wie vor noch erhebliche Unklarheiten bezüglich der wirksamsten Reizparameter und der Lage der Elektrodenposition relativ zum Schmerzgebiet. Es wird zusammenfassend über eine Untersuchung zum Einfluss verschiedener TENS-Stromformen auf eine experimentell erzeugte Druckschmerzschwelle (DSS) berichtet (Kröling et al. 1999), weiterhin werden klinische Konsequenzen im Zusammenhang mit aktuellen systematischen Reviews diskutiert.
Methodik: 15 gesunde Probanden (8 weibl., mittleres Alter 38,9 Jahre) erhielten in randomisierter Reihenfolge jeweils acht TENS-Anwendungen einschließlich Placebo. Zur Bestimmung der DSS wurde eine probandengesteuerte Versuchsanordnung eingesetzt, die einen konstanten Kraftanstieg von 1 kp/s gewährleistet. Die DSS-Bestimmung erfolgte alle 5 Minuten in der Mitte der rechten Tibiafläche vor (10min), während (30min) und nach (20min) der Behandlung. Zur lokal-segmentalen Elektrostimulation wurden 5cm proximal und distal vom Messort zwei 5×5cm große Selbstklebe-Elektroden angebracht. Folgende Stromformen wurden appliziert: TENS 80Hz, TENS 2Hz, Burst-Mode 80/2Hz, Frequenzmodulation (2–128Hz/10s) und Stochastik (1–150Hz). Weiterhin wurden exemplarisch zwei extrasegmentale Stimulationsformen untersucht. Die Elektrodenposition erfolgte jeweils beidseits retroaurikulär (einkanalig) bzw. an den Ohrläppchen (zweikanalig) mit 80Hz. Zur Kontrolle erfolgte eine Scheinbehandlung mit einem inaktivierten TENS-Gerät bei segmentaler Elektrodenposition unter sonst gleichen Bedingungen.
Ergebnisse: Die TENS-Anwendungen führten während der Stimulation zu signifikanten Anhebungen der DSS gegenüber Ausgangswert und Kontrollkurve. Dabei war die segmentale Anwendung von TENS 80Hz mit einem Maximum von +1,09 kp (+21,7%) tendenziell überlegen. Es folgten Frequenzmodulation: +0,84 kp (+18,7%); TENS 2Hz: +0,75 kp (+17%); Burst-Mode: +0,63 kp (+13,9%) und Stochastik: +0,55 kp (+12,3%). Die extrasegmentalen Anwendungen von TENS 80Hz waren ebenfalls signifikant, jedoch deutlich schwächer wirksam als die segmentale Stimulation: TENS 80Hz retroaurikulär: +0,55 kp (+11,1%); TENS 80Hz Ohrläppchen: +0,38 kp (+7,6%). Die Kontrollkurve zeigte lediglich Schwankungen im Bereich von -0,14 bis +0,09 kp (±2–3%) ohne erkennbaren Trend.
Diskussion: Mit einer Anhebung der DSS um ca. 20% scheinen klassische TENS-Ströme mit Frequenzen um 80Hz (kontinuierlich) analgetisch effektiver als andere Stromformen zu sein. Auch weit vom Schmerzort entfernte, extrasegmentale Stimulationen führen noch zu einer nachweislichen, wenn auch geringeren Anhebung der Schmerzschwelle. Dies könnte klinisch vor allem bei Schmerzsyndromen von Bedeutung sein, die sich nicht lokal bzw. segmental zuordnen lassen. In einer früheren Arbeit konnte zudem gezeigt werden, dass die kontralaterale TENS-Stimulation zur gleichen Anhebung der DSS führt wie die homolaterale (Kröling et al. 1998). Dieser Effekt kann vor allem dann genutzt werden, wenn eine Reizung des betroffenen Gebietes unerwünscht ist (z.B. Zoster-Neuralgie, Phantomschmerz).
Literatur:
Kröling P, Gottschild S: TENS hebt die Druckschmerzschwelle in Abhängigkeit von elektrischen und topischen Parametern. Phys Rehab Kur Med 9 (1999) 48–55.
Kröling P, Gottschild S, Kosarev A, Pfeiffer R: TENS increases the pressure pain threshold in a tibia model. In: Pain- clinical aspects and therapeutical issues, Part 3. Edition Selva, Amstetten 1998.