Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - P12_9
DOI: 10.1055/s-2006-954209

Schedule for Meaning in Life Evaluation (SMiLE): ein neues Instrument zur Erfassung von Lebenssinn

M Kramer 1, G Borasio 1, M Fegg 1
  • 1Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Klinikum der Universität München

Einleitung: Der Schedule for Meaning in Life Evaluation (SMiLE) ist ein neu entwickeltes Instrument zur Erfassung von Lebenssinn, das in Anlehnung an den SEIQoL-DW (Schedule for the Evaluation of Individual Quality of Life – Direct Weighting), ein validiertes Instrument zur Messung individueller Lebensqualität, konstruiert wurde. In der vorliegenden Studie wurde SMiLE hinsichtlich der Testgütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität untersucht. Methoden: 427 Medizinstudenten sollten den SMiLE zu zwei Messzeitpunkten im Abstand von einer Woche ausfüllen. Die Inhaltsvalidität wurde anhand von 10-stufigen visuellen Analogskalen (VAS) erhoben, auf welchen die Studenten beurteilten, wie hilfreich, belastend und zeitaufwändig SMiLE ihrer Einschätzung nach ist. Zur Konstruktvalidierung wurden die Instrumente Self-Transcendence Scale (STS), Purpose in Life Test (PIL) und Idler Index of Religiosity (IIR) verwendet. Resultate: 344 Studenten nahmen an der Untersuchung zu beiden Messzeitpunkten teil. Das Alter lag durchschnittlich bei 24,2 Jahren. Im SMiLE erzielten die Studenten einen Gesamtindex (0–100) von 77,6 (nach 1 Woche: 79,4). Der Fragebogen wurde als wenig hilfreich (3,5), gering belastend (1,3) und kaum zeitaufwändig (1,7) bewertet. Die Objektivität war aufgrund des standardisierten Vorgehens gewährleistet. Im Sinne der Retest-Reliabilität ergab sich eine Korrelation von r=0,69 (p<0,01). Die Konstruktvalidität ergab hochsignifikante konvergente Korrelationen mit STS (r=0,37, p<0,01) und PIL (r=0,47, p<0,01) sowie eine diskriminante Validität zum IIR (r=.05, p=.38). Schlussfolgerung: Der SMiLE ist ein objektives, reliables und valides Instrument zur Messung von Lebenssinn. In Anbetracht der im SMiLE vorliegenden offenen Nennung sinngebender Bereiche kann die Retest-Reliabilität als sehr gut bezeichnet werden. Mit den Fragebögen STS und PIL konnte ein struktureller Zusammenhang nachgewiesen werden, hinsichtlich des IIR zeigte sich erwartungsgemäß eine Unabhängigkeit zwischen den Konstrukten Lebenssinn und Religiosität. Im Vergleich zu bisherigen Fragebögen zur Messung von Lebenssinn zeichnet sich SMiLE durch seine Kürze und besonders durch die individuelle Messung von Lebenssinn aus. In weiteren Studien soll SMiLE bei Palliativpatienten angewendet und die Vermutung belegt werden, dass er sowohl ein hilfreiches Instrument zur Informationsgewinnung für das Palliativteam ist, als auch die Krankheitsbewältigung der Patienten durch Ressourcenaktivierung verbessern kann.