Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - P12_8
DOI: 10.1055/s-2006-954208

Implementierung eines palliativmedizinischen Konsiliardienstes an einem Krankenhaus der Maximalversorgung

C Gerlach 1, D Becker 1, A Belgutay 1, S Gross 1, B Maier 1, N Frickhofen 1
  • 1Implementierung eines palliativmedizinischen Konsiliardienstes an einem Krankenhaus der Maximalversorgung

Wir berichten über das erste Jahr des Palliativmedizinischen Konsiliardienstes (PMD) an einem Haus der Maximalversorgung. Die Kontakte wurden prospektiv erfasst und fortlaufend dokumentiert. Es wurden 104 Patienten betreut. Das durchschnittliche Alter betrug 64 Jahre (27–90 Jahre). 99/104 Patienten litten an bösartigen Tumorerkrankungen. Die fünf anderen Patienten hatten einen apoplektischen Insult, eine Chorea Huntington, eine Creutzfeld-Jakob-Erkrankung, eine schwere Pneumonie und eine fortgeschrittene Herzinsuffizienz. Die Anfragen kamen aus der Onkologie (79%), gefolgt von anderen internistischen (11%) und chirurgischen Abteilungen (8%). Die Konsilleistungen wurden in drei inhaltliche Kategorien unterteilt: medizinische Symptomkontrolle, pflegerische Beratung und psychosozialer Interventionsbedarf. Inhaltlich ging es in 14% der Fälle um pflegerische Fragestellungen. Neben den klassischen palliativmedizinischen Fragestellungen zur Symptomkontrolle bestand bei fast allen Patienten psychosozialer Interventionsbedarf (98%), nur bei 2% der Anforderungen war dies initial erkannt worden. Wichtigste Endpunkte der Betreuung waren Entlassung (69%) und Tod (33%). Insgesamt gab es 307 Kontakte. Pro Patient gab es im Mittel 2 Kontakte (1–15 Kontakte). Der Betreuungszeitraum lag im Mittel bei 5 Tagen (1–67 Tage). Die mittlere Dauer der Einzelkontakte betrug 47 Minuten (10–240 Minuten). Konsile wurden in 78% der Fälle vom Arzt, in 21% von der Pflegekraft und in 2% von beiden gemeinsam geleistet. Der zeitliche Aufwand für die Konsile unterschied sich signifikant, ob ärztlich oder pflegerisch geleistet (45 vs. 35min, p=0,008). Der vorab postulierte Bedarf an palliativmedizinischer Betreuung wird in der Praxis bestätigt, vor allem in der Behandlung onkologischer Patienten. Es ist anzunehmen, dass nicht alle Patienten, bei denen palliativmedizinische Fragestellungen bestehen, vom PMD gesehen werden. Die Einschätzung bei welchen Fragestellungen der PMD hinzuzuziehen ist, ist sehr uneinheitlich. Die prospektive Erfassung der Konsile hat sich als sinnvoll erwiesen und wird fortgesetzt. Sie ist ein wichtiges Instrument zur Analyse der fortlaufenden Implementierung des PMD.