Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - P11_4
DOI: 10.1055/s-2006-954200

Die Aufklärung schwer kranker Patienten im interprofessionellen Kontext: Konzeptionelle Überlegungen und Ergebnisse einer Pilotstudie

J Schildmann 1, J Härlein 2, M Schlögl 1, J Vollmann 1
  • 1Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin, Ruhr-Universität Bochum
  • 2Staatliche Berufsfachschule für Krankenpflege am Universitätsklinikum, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Einleitung: Die Aufklärung von Patienten über den Progress einer Erkrankung und das Gespräch über eine Therapiezieländerung stellen kommunikative Herausforderungen in der Palliativmedizin dar. Das Aufklärungsgespräch ist ärztliche Aufgabe, Mitarbeiter/innen der Krankenpflege leisten neben emotionalem Beistand psychosoziale Unterstützung und informieren über pflegerisch-fachliche Aspekte. Ein großer Teil der durchgeführten Fortbildungen zur Kommunikation mit schwer kranken Patienten zielt auf eine Verbesserung des ärztlichen Gesprächsverhaltens bei der Aufklärung über die Erkrankung. Inhalt dieses Beitrags ist die Darstellung von Kurskonzept und Evaluation einer interprofessionellen Fortbildung zur Aufklärung schwer kranker Patienten/innen für Ärztinnen, Ärzte und Mitarbeiter/innen der Krankenpflege. Methoden: Die Kurskonzeption und Erstellung des Evaluationsinstruments erfolgte nach einer systematischen Literaturrecherche in Datenbanken aus den Bereichen Medizin, Pflege und Psychologie. Die schriftliche Evaluation beinhaltet Fragen zur Einstellung der Teilnehmenden gegenüber der Patientenaufklärung, zur Selbsteinschätzung ausgewählter kommunikativer Schlüsselkompetenzen und zur Bewertung des Kurskonzepts. Die Darstellung der Ergebnisse dieser Pilotstudie erfolgt deskriptiv. Resultate: 26 Kursteilnehmende (jeweils 13 aus beiden Berufsgruppen) nahmen an einer von vier angebotenen Fortbildungen teil. Es liegen Evaluationsbögen von 25 Teilnehmenden vor (Rücklaufquote 96%). Die Aufklärung von schwer kranken Patienten/innen wurde von der Mehrheit der Kursteilnehmenden befürwortet. Die Mehrheit der Vertreter beider Berufsgruppen schätzt ihre kommunikativen Kompetenzen nach der Veranstaltung besser ein. Die Mehrheit der Teilnehmer/innen präferiert den interprofessionellen Ansatz der Fortbildung gegenüber Kursveranstaltungen, die sich nur an eine der Berufsgruppen richtet. Schlussfolgerungen: Der interprofessionelle Ansatz der Fortbildung wird positiv bewertet. Die verbesserte Selbsteinschätzung der kommunikativen Kompetenzen in beiden Berufsgruppen kann als positiver Effekt der Fortbildung interpretiert werden. Aufbauend auf den Erfahrungen im Rahmen der Fortbildung und internationaler Forschungsergebnisse werden mögliche Chancen und Schwierigkeiten bei der Umsetzung interprofessioneller Ansätze der Patientenaufklärung in der klinischen Praxis analysiert.