Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - P10_1
DOI: 10.1055/s-2006-954194

Leben, Sterben und Tod als Thema in der Grundschule

F Röseberg 1
  • 1TRAU DICH TRAUERN, Zentrum für Palliativmedizin, Malteser Krankenhaus Bonn-Hardtberg

TRAU DICH TRAUERN als Projekt für trauernde Kinder, Jugendliche und Familien berät sowohl betroffene Familien als auch professionelle Mitarbeiter aus pädagogischen und psychologischen Arbeitsbereichen. Im Rahmen von Beratung einer Lehrerin an einer Bonner Grundschule hinsichtlich einer Familie, in der ein Elternteil lebensbedrohlich erkrankt ist, entwickelte sich die Idee, im Religionsunterricht das Thema Leben, Sterben und Tod zu bearbeiten. Es wurde ein Konzept für sechs Schulstunden in der dritten Klassenstufe entwickelt, an denen 51 Kinder über einen Zeitraum von drei Wochen teilnahmen. Mit verschiedenen kreativen Methoden wurde eine Annäherung an das Thema Leben, Sterben und Tod ermöglicht. Darüber hinaus wurden Experten eingeladen wie z.B. eine Krankenschwester der Palliativstation des Zentrums für Palliativmedizin am Malteser Krankenhauses Bonn-Hardtberg, die Fragen der Kinder zum Thema Sterben und Tod beantwortete. Mit einem ortsansässigen Bestatter sahen sich die Kinder einen Verabschiedungsraum, Särge, Urnen und einen Friedhof an und konnten ihre Fragen bezüglich Beerdigungen stellen. Viel Wert wurde auf die psychologische und pädagogische Begleitung der Kinder bei der Beschäftigung mit dem Thema gelegt. Die Unterrichtsstunden wurden mithilfe selbst entwickelter Fragebögen evaluiert, die von den Kindern und den Eltern ausgefüllt wurden. Die Fragebögen beinhalten sowohl offene Antwortmöglichkeiten als auch vierstufige Skalen. Die Akzeptanz der Unterrichtsstunden bei den Kindern war sehr groß (76% sehr gut, 14% gut). Es wurde bestätigt, dass die meisten Kinder in diesem Alter ein sachliches Interesse an der Thematik haben. Durch die Befragung der Eltern, zeigte sich, dass ca. die Hälfte der Kinder Berührungspunkte mit Sterben und Tod im näheren Umfeld hatte. Gespräche über Sterben und Tod zu Hause erfolgten nach Angaben der Eltern zu 67% manchmal (18% oft, 9% selten, 6% nie). Die Ergebnisse ermutigen dazu, das Thema Sterben und Tod in der Schule zu bearbeiten. Die Information der Eltern über den geplanten Unterricht ist dabei ebenso notwendig wie die flankierende Begleitung und Unterstützung der Kinder und der Eltern in Bezug auf die Thematik Sterben und Tod.