Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - P9_6
DOI: 10.1055/s-2006-954190

Sorgen Palliativpatienten für den Ernstfall vor?

H Wahl 1, P Engeser 2
  • 1Universität des Saarlandes, Medizinische Fakultät Homburg/Saar
  • 2Universität Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung

Einleitung: Patientenverfügung (PV), Vorsorgevollmacht (VV) und Betreuungsverfügung (BV) sind wichtige Dokumente zur Vermittlung des mutmaßlichen Patientenwillens. Gerade Tumorpatienten in fortgeschrittenen Stadien sollten daher bestrebt sein, die entsprechenden Schriftstücke zu erstellen. Hierzu müssen die betroffenen Patienten zunächst aber über ihre Krankheit und die hieraus resultierende Prognose aufgeklärt sein. In dieser Untersuchung haben wir versucht, die Versorgungswirklichkeit im Alltag unter Berücksichtigung von Aufklärung und Prognose bezüglich der Häufigkeit von Patientenverfügungen darzustellen. Methoden: Im Rahmen einer Studie zur Versorgung von Patienten in palliativer Situation bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen in der hausärztlichen Versorgung innerhalb des PAMINO-Projektes (Palliativmedizinische Initiative Nordbaden) wurden 107 Patienten zu Aufklärung und Patientenverfügung befragt. Resultate: Von 107 Patienten waren 102 Patienten (95%) vollständig über die Diagnose aufgeklärt, 5 (5%) nicht. Über den aktuellen Status wussten 81 Patienten (75%) Bescheid, 26 (25%) nicht. Die Prognose war nur 39 Patienten (36%) bewusst bekannt und 68 Patienten (64%) nicht. Patientenverfügungen hatten 22 Patienten (20%) erstellt, 31 (29%) hatten über die Erstellung einer PV diskutiert, 54 (51%) hatten keine PV. Vorsorgevollmachten hatten 18 Patienten (17%) erstellt, 27 (25%) hierüber diskutiert und 62 (58%) hatten keine VV. Betreuungsverfügungen hatten 13 (12%) erstellt, 23 (21%) hierüber diskutiert und 71 (67%) hatten keine BV erstellt. Folgerungen: S. Sahm hat bei einer Untersuchung 2005 festgestellt, dass nur wenige Bürger eine Patientenverfügung erstellt haben. In unserer Untersuchung können wir diese Feststellung bestätigen und auch darstellen, dass nur 10–20% der schwerstkranken Tumorpatienten entsprechende Dokumente erstellt haben. Ein Grund hierfür könnte die mangelnde Aufklärung bezüglich der Prognose des aktuellen Krankheitsstadiums sein. Weitere Untersuchungen zu den Gründen hierfür sind sicherlich notwendig.