Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - P8_5
DOI: 10.1055/s-2006-954180

Dokumentation von Krankenhausseelsorge: Erfahrungen und Herausforderungen für eine Neukonzeption einer standardisierten Dokumentationsmaske

T Hagen 1, T Roser 2, T Kammerer 3
  • 1Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin und Ökumenisches Seelsorgezentrum, Klinikum der LMU München, Erzbischöfliches Ordinariat München
  • 2Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin und Ökumensiches Seelsorgezentrum, Klinikum der LMU München, Evangelisch-Theologische Fakultät der LMU München
  • 3Ökumenisches Seelsorgezentrum, Klinikum der LMU München

Einleitung: Die Diskussion um die Verortung der Krankenhausseelsorge im System Krankenhaus und innerhalb der Kirche bis hin zu den Entwicklungen im Bereich der Palliativmedizin, in der Seelsorge als „spiritual care“ zum grundsätzlichen Angebot gehört, hat die Notwendigkeit unterstrichen, dass auch die Seelsorge ihre Arbeit dokumentiert, um ihre Arbeit qualitativ weiterzuentwickeln, zu evaluieren und die Bedeutung von „spiritual care“ zu erforschen. Auf einer Palliativstation ist die Dokumentation auch der Seelsorge Ausdruck der multiprofessionellen Zusammenarbeit und inzwischen eine Selbstverständlichkeit. Für das ganze Krankenhaus ein solches seelsorgliches Dokumentationssystem zu entwickeln, ist eine innovative Aufgabe. Methoden: Die ökumenische Seelsorge (8 katholische, 4 evangelische SeelsorgerInnen) am Klinikum der LMU München, Standort Großhadern hat sich seit einigen Jahren auf diesen Weg begeben und dokumentiert computerbasiert alle extern veranlassten Einsätze (Anforderungen, die von außen an die Seelsorge herangetragen werden, sei es durch die Station oder den Patienten/Angehörigen) im Rahmen der 24-Stunden/7-Tage-Rufbereitschaft. Erfasst wurden Datum und Zeit, Patient und medizinische Situation, Konfession/Religionszugehörigkeit, Veranlasser des Rufes sowie erwünschte und geleistete seelsorgliche Tätigkeit. Resultate: 2004 wurden 357 Rufeinsätze und 517 Rufeinsätze in 2005 ausgewertet. 76,4% aller Rufeinsatze waren im Umfeld der perimortalen Begleitung, wobei innerhalb eines Jahres die Zahl der Nachteinsätze (22.00 bis 8.00 Uhr) um 50% gestiegen ist (2004: 42, 2005: 63). Die Zunahme der Rufe währen des Tages (8.00 bis 17.00 Uhr) betrug 63,4% (2004: 205, 2005: 336). Bei dem Vergleich der Zahlen mit der Gesamtstatistik des Klinikums ergab sich im Jahr 2005 eine Beteiligung der Seelsorge bei 46,2% aller Sterbefälle (n=865) im ganzen Haus. Schlussfolgerungen: Die hohe Beteiligung der Seelsorge an den Sterbefällen bringt die große Bedeutung der Seelsorge im Umfeld des Todes zum Ausdruck und unterstreicht ihren Wert im System Krankenhaus. Die Datenlage zeigt die Bedeutung einer geregelten Dokumentation zur Erfassung der organisatorischen Einbindung der Seelsorge im klinischen Kontext, insbesondere im Zusammenhang des Sterbens. Dies gilt es durch eine neue compute-basierte Maske zu verbessern, insbesondere im Blick auf multiprofessionelle Teamarbeit und das Potenzial einer Datenbasis für Forschung im Bereich spiritual care.