Einleitung: Von der Neurologischen Intensivstation im Klinikum Großhadern, München, wurde ein
tetraparetischer, tracheotomierter und vollzeit-beatmeter Patient mit Amyotropher
Lateralsklerose (ALS) in sein Heimatland Aserbaidschan überführt. Bericht: In Deutschland unterstützen verschiedene Organisationen Transport und Behandlung
ausländischer Patienten in renommierten Kliniken. Deshalb war der 43-jährige Geschäftsmann
zur Behandlung seiner seit ca. einem Jahr progredienten Tetraparese nach München gereist.
Aufgrund des schlechten Allgemeinzustandes mit respiratorischer Insuffizienz erfolgte
bei Aufnahme im Klinikum Großhadern eine intensivmedizinische Behandlung mit Intubation
und Tracheotomie. Als Ursache der Symptomatik wurde eine Amyotrophe Lateralsklerose
diagnostiziert. Die ALS führt zu einem vollständigen Verlust der Willkürmuskulatur.
Der Tod tritt in der Regel durch respiratorische Insuffizienz ein. Die Rückführung
erfolgte auf dringenden Wunsch des Patienten, aber auch kulturelle, ethische, palliativmedizinische
und wirtschaftliche Gründe spielten eine entscheidende Rolle. In einem Linienflugzeug
wurde der Patient in Begleitung einer Ärztin und einer Intensivkrankenschwester nach
Baku am Kaspischen Meer mit Zwischenstopp in Istanbul überführt. Einzige medizinische
Hilfsmittel waren – bei einer Gesamtreisezeit von 14 Stunden – drei Akku-betriebene
Heimbeatmungsgeräte, Absauggerät sowie der „Theater-Notfallkoffer“ der Anästhesie.
Die Mitnahme eines Sauerstoffgerätes oder Monitors sowie ein Liegendtransport war
seitens der Fluggesellschaft nicht erlaubt. Während des dreitägigen Aufenthaltes wurden
die Ärzte vor Ort in das von der Herstellerfirma gestiftete Heimbeatmungsgerät eingewiesen.
Schlussfolgerung: Aus palliativmedizinischer Sicht wird eine Weiterbetreuung im gewohnten, sozio-kulturellen
Umfeld möglichst angestrebt. Bei ausländischen Patienten bedeutet dies ggf. Rückführung
ins Heimatland. Trotz der Belastungen für den Patienten erweist sich ein Linienflug
als durchaus probat, weil zeitsparend. Jedoch besteht dringender Nachholbedarf in
puncto luftfahrtrechtlicher Bestimmungen, standardisierter Sicherheitsvorschriften
sowie Handreichungen zum Transport schwer kranker Patienten. Die hohen Kosten einerseits
und die medizin-ethische Problematik andererseits erfordern eine kritisch-konstruktive
Diskussion unter politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Gesichtspunkten.