Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - P6_3
DOI: 10.1055/s-2006-954169

Evaluation des Hamburger Kursprogramms zur Förderung psychosozialer Kompetenzen in Onkologie und Palliativversorgung

K Lang 1, C Schölermann 2, F Kunkel 2, C Schmeling-Kludas 3, U Koch 2
  • 1Praxis für Verhaltenstherapie und Psychoonkologie, München
  • 2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Psychologie, Hamburg
  • 3Segerberger Kliniken, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Einleitung: In der medizinischen Aus-, Fort- und Weiterbildung besteht ein zunehmender Bedarf an Kommunikationstrainings. Demgegenüber herrscht ein Mangel an evaluierten und frei zugänglichen Kursmanualen. In der vorliegenden Arbeit wurde deshalb ein von den Autoren entwickeltes Kursmanual (Lang et al., im Druck) evaluiert. Lassen sich nach dem Trainingsbesuch Veränderungen in kommunikativen Kompetenzen und in der Offenheit gegenüber dem Thematisieren psychosozialer Aspekte im Patientengespräch nachweisen? Methoden: Vier Berufsgruppen (Ärzte, Studierende, Krankenpflegeschüler und Mitarbeiter einer Altenpflegeeinrichtung, n=83) wurden mit dem Manual in 2–5-tägigen Kursen unterrichtet. In einem Ein-Gruppen-Prä-Post-Design wurden zu 3 Messzeitpunkten (Kursbeginn, -ende und 3 Monate später) die Fähigkeit zum Aktiven Zuhören, die selbsteingeschätzte Gesprächsführungskompetenz, die Einstellung gegenüber dem Einbezug psychosozialer Aspekte in das Patientengespräch und zu den beiden letzten Messzeitpunkten die Kursbewertung durch die Teilnehmer erhoben. Resultate: Die Teilnehmer schätzten den Kurs bei Kursende sowie 3 Monate später als sehr hilfreich für ihre Berufspraxis ein. An Lerneffekten zeigten sich in allen Gruppen signifikante Verbesserungen für die Fähigkeit zum Aktiven Zuhören und die selbsteingeschätzte Gesprächsführungskompetenz. Die Einstellung gegenüber dem Explorieren psychosozialer Aspekte verbesserte sich bei den Gruppen ohne Berufserfahrung (Studierende und Pflegeschüler), während bei den anderen Teilnehmergruppen Deckeneffekte keine weitere Verbesserung zuließen. Alle Verbesserungen blieben im 3-Monats-Follow-up stabil. Schlussfolgerungen: Die hohen Verbesserungen im Multiple-Choice-Test zeigen, dass nach Kursbesuch vermehrt offene Nachfragen und Verbalisierungen von Emotionen anstelle vorschneller Ratschläge und ausschließlich sachlicher Informationsgabe verwendet werden. Korrespondierend damit schätzen sich die Teilnehmer nach dem Kurs selbst als kompetenter ein. Dozenten in der Palliativmedizin können für die Vermittlung psychosozialer Kompetenzen nun auf evaluierte Lehrmaterialien zurückgreifen.