Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - P6_1
DOI: 10.1055/s-2006-954167

„Überbringen schlechter Nachrichten“ – Ein erfolgreiches interdisziplinäres Unterrichtsangebot zur Arzt-Patient-Kommunikation

M De Wit 1, W von Renteln-Kruse 2, M Ehrhardt 1
  • 1Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • 2Albertinenhaus Hamburg

Einleitung: Die Vermittlung von ärztlichen kommunikativen Basisfertigkeiten ist ein zum Teil mühsames Unterfangen. Auf der Beliebtheitsskala der Studierenden finden sich Rollenspiele und ähnliche Angebote eher im unteren Bereich. In Hamburg wurden mit dem neuen interdisziplinären Unterrichtskonzept zum Überbringen schlechter Nachrichten jedoch sehr positive Erfahrungen gemacht. Zu Unterrichtskonzepten zum „Überbringen schlechter Nachrichten“ gibt es bereits eine große Anzahl von Untersuchung und Publikationen. Gegenstand diese Beitrages ist die Frage: Kann das hier vorliegende Konzept ein Beispiel für anderer Unterrichtsangebote zur Vermittlung kommunikativer Fertigkeiten sein? Methoden: Nach der neuen Approbationsordnung ist die Lehre in sog. Themenblöcke aufgeteilt. Gemeinsam bieten die II. Med. Klinik (Hämatologie/Onkologie) und die Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums mit der Geriatrie des Albertinenhauses ein vierstündiges Pflichtseminar zum „Überbringen schlechter Nachrichten“ innerhalb des Themenblockes „Psychosoziale Medizin“ an. Das Unterrichtskonzept wird seit der Einführung vor gut einem Jahr sowohl einzeln im Anschluss an die Seminare, als auch zusammen mit den anderen Veranstaltungen am Ende des Trimesters evaluiert. Zur Ergänzung findet am Ende des jetzigen Trimesters eine studentische Fokusgruppe statt. Resultate: Die bisherigen Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass das Seminar von den Studierenden sehr positiv bewertet wird. Andere fachübergreifende Unterrichtsveranstaltungen zur Arzt-Patienten-Kommunikation werden von den Studierenden hingegen deutlich schlechter evaluiert. Das beste Resultat erhielten die Themen des Kurses. Bei den Fallbeispielen handelt es sich bewusst um junge Patienten mit hohem Identifikationspotenzial. Das Üben im Rollenspiel wurde sehr geschätzt und mehr als drei Viertel der Studenten hielten den Kurs für grundlegend und wesentlich für Ihr weiteres Handeln. Auch die Ausgewogenheit zwischen Theorie und Praxis war ein wesentlicher Aspekt. Nach den Empfehlungen gefragt, antworteten die Studenten zu gleichen Teilen, sie wünschten mehr bzw. weniger Rollenspiele bzw. Theorie. Besonders interessant ist jedes Mal der Aspekt, dass die Studenten ihre anfängliche Ablehnung gegen das Rollenspiel explizit bei den freien Kommentaren äußern z.B. „dies ist das erste sinnvolle Rollenspiel – unglaublich, aber wahr“. Schlussfolgerungen: Dieses interdisziplinäre Seminar zur Übermittlung schlechter Nachrichten ist ein Konzept mit großer Akzeptanz bei den Studierenden. Insbesondere die Falldarstellung mit Identifikationsmöglichkeiten und die Teilnahme von Lehrenden, die praktisch in diesem Feld tätig sind und lebensnahe Geschichten aus der Onkologie oder Geriatrie beitragen, fördert das hohe Ansehen dieses Kurs auch bei Skeptikern.