Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - P5_1
DOI: 10.1055/s-2006-954166

Schlechte Nachrichten überbringen – eine Interventionsstudie zur Evaluation des beobachtbaren Gesprächsverhaltens nach einer Lehrveranstaltung für Medizinstudierende

S Wand 1, 2, J Schildmann 1, N Burchardi 3, J Vollmann 1
  • 1Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin, Ruhr-Universität Bochum
  • 2Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit
  • 3Koordinierungszentrum für Klinische Studien

Einleitung: In Deutschland werden vermehrt Lehr- und Fortbildungsveranstaltungen für Medizinstudierende und Ärzte/innen zum Überbringen schlechter Nachrichten (breaking bad news) durchgeführt. Nach Kenntnis der Autoren liegen bisher keine Daten zum Effekt der im deutschsprachigen Raum durchgeführten Kursveranstaltungen auf das beobachtbare Gesprächsverhalten der Kursteilnehmenden vor. In diesem Beitrag werden die Ergebnisse einer Beobachtungsstudie zu den Auswirkungen einer Lehrveranstaltung zur Patientenaufklärung auf das Gesprächsverhalten von Medizinstudierenden vorgestellt. Methoden: Die „Aufklärungsgespräch-Bewertungs-Skala“ (AGBS), wurde in Anlehnung an ein validiertes Messinstrument aus dem englischsprachigen Raum entwickelt und einer Reliabilititätstestung unterzogen. Im WS 2004/2005 und SS 2005 wurde die AGBS jeweils zu Beginn und am Ende einer Lehrveranstaltung zur Bewertung der kommunikativen Kompetenzen der Medizinstudierenden in einem Aufklärungsgespräch mit Simulationspatienten/innen eingesetzt. Veränderungen des beobachtbaren Gesprächsverhaltens im Verlauf der Lehrveranstaltung wurden mithilfe des Wilcoxon-Tests auf Signifikanz überprüft. Resultate: Es wurden zwei auf Video aufgezeichnete Gespräche (vor und nach der Lehrveranstaltung) von 36 Medizinstudierenden ausgewertet. Das beobachtbare Gesprächsverhalten der Studierenden im Aufklärungsgespräch verbesserte sich signifikant. Eine weitergehende Analyse der Ergebnisse zeigt, dass die Studierenden sich insbesondere in den Bereichen „Eröffnung des Gesprächs“, „Überbringen der schlechten Nachricht“ sowie „Übermittlung verständlicher Informationen“ verbesserten. Das Gesprächsverhalten im Bereich „Ermittlung der Bedenken des Patienten“ veränderte sich nicht. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der Beobachtungsstudie zeigen positive Effekte des Lehrkonzepts auf das beobachtbare Gesprächsverhalten der Kursteilnehmenden. Möglichkeiten und Grenzen der Erlernbarkeit guten Gesprächsverhaltens für die Kommunikation mit schwer kranken Patienten/innen werden vor dem Hintergrund der Auswertung eigener empirischer Daten und der aktuellen Literatur diskutiert.