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DOI: 10.1055/s-2006-954159
Messung von Atemnot in der Palliativmedizin: eine systematische Übersicht
Einleitung: Es gibt eine Vielzahl von Skalen zur Messung von Atemnot, einem der häufigsten Symptome bei fortgeschrittenen onkologischen und kardiorespiratorischen Erkrankungen. Diese Skalen schließen unterschiedliche Aspekte von Atemnot ein, was die Entscheidung bei der Wahl der richtigen Skala mitunter erschwert. Ziel der Arbeit ist eine systematische Evaluation aller Skalen zur Messung von Atemnot und Einschätzung ihrer Nützlichkeit in der Palliativbetreuung. Methoden: Alle Studien über die Entwicklung oder Evaluation von Atemnotskalen bei chronischen Herz- und Lungenerkrankungen, onkologischen Erkrankungen und ALS wurden durch eine Literaturrecherche in Medline identifiziert. Die Charakteristika der Skalen bezüglich Validität, Reliabilität, Sensitivität und Eignung wurden beschrieben. Die Skalen wurden dann auf ihre Nützlichkeit in der Messung wichtiger Aspekte von Atemnot bei Palliativpatienten untersucht. Resultate: 35 Skalen wurden zunächst identifiziert, von denen zwei ausgeschlossen wurden. 29 Skalen sind multidimensional, 11 sind spezifisch für Atemnot und 18 für bestimmte Erkrankungen. Vier Skalen sind eindimensional und messen die Stärke von Atemnot. Die Mehrzahl der krankheitsspezifischen Skalen wurde für COPD-Patienten entwickelt, nur wenige sind bei anderen Patientengruppen anwendbar. Keine einzige Skala schließt alle Dimensionen dieses komplexen Symptoms ein. Die meisten Skalen beschränken sich auf die körperlichen Aktivitäten. Schlussfolgerungen: Bis jetzt gibt es keine Skala, die die weitreichenden Aspekte von Atemnot bei Patienten mit weit fortgeschrittenen Erkrankungen und ihren Angehörigen genau widerspiegelt. Deshalb kann derzeit nur die Kombination einer eindimensionalen Skala (z.B. VAS) mit einer krankheitsspezifischen Skala (soweit verfügbar) oder einer mehrdimensionalen Skala mit anderen Forschungsmethoden (z.B. qualitativ) empfohlen werden, um die psychosozialen Aspekte der Patienten und die Belastung der Angehörigen bei der Messung von Atemnot bei fortgeschrittener Erkrankung zu überprüfen.