Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - P3_3
DOI: 10.1055/s-2006-954156

Teamarbeit und Kommunikation zwischen Palliativ- und Notfallmedizin

C Wiese 1, A Geyer 1, B Graf 1, G Hanekop 1
  • 1ZARI Universitätsklinikum Göttingen

Einleitung: Die Verbesserung der palliativmedizinischen Versorgung in Deutschland wird in den letzten Jahren stärker gefordert. Durch entsprechende Hilfsangebote besteht für Patienten zunehmend die Möglichkeit, in der letzten Phase des Lebens zu Hause zu verbleiben. Allerdings können betreuende Angehörige in medizinischen Akutsituationen überfordert sein und den Rettungsdienst alarmieren. In einer derartigen Situation kann es zu Konflikten zwischen Prinzipien der Palliativ- und Notfallmedizin kommen. Methoden: Wir berichten exemplarisch über die notärztliche Versorgung eines reanimationspflichtigen Tumorpatienten im finalen Krankheitsstadium. Trotz einer bekannten Therapieverweigerung durch den Patienten, alarmierten die Angehörigen den Rettungsdienst, als der Patient einen Kreislaufstillstand erlitten hatte. Nach den entsprechenden Maßnahmen durch den Rettungsdienst konnte ein Spontankreislaufes etabliert werden. Erst hiernach wurde dem Notarzt die Krankengeschichte und der erklärte Patientenwille mitgeteilt. Von Seiten des Patienten war bei einem multipel metastasierten Karzinomsleiden und einer infausten Prognose jede weitere Therapie abgelehnt worden. Aufgrund dieser Informationen wurde auf eine Intensivtherapie verzichtet und die direkte Aufnahme auf unsere Palliativstation veranlasst. Resultate: Durch diesen notfall-palliativ-medizinischen Einsatz wird deutlich, dass auch Beschäftigte des Rettungsdienstes mit palliativmedizinisch betreuten Patienten in Krisensituationen konfrontiert werden können. Eine Kooperation der beteiligten medizinischen Fachgebiete sollte Absprachen ermöglichen, die im Fall einer Notfallsituation genutzt werden können, um den Patientenwünschen gerecht zu werden. Hierzu kann ein „Palliativkrisenbogen“ beitragen, in dem zusammenfassend die Anamnese und der Patientenwille beschrieben werden. Dadurch kann in Krisensituationen bei einer Alarmierung des Rettungsdienstes eine patientenorientierte Versorgung sichergestellt werden. Schlussfolgerung: Die Kommunikation zwischen Palliativ- und Notfallmedizin kann dazu beitragen, einem Patienten auch in der Endphase seines Lebens in seinen Versorgungswünschen gerecht zu werden. Hierzu kann ein „Palliativkrisenbogen“ einen wesentlichen Beitrag leisten. Dieses Modell sollte in Zukunft mit den rechtlichen Bestimmungen abgestimmt und dann in einem Modellprojekt evaluiert werden.