Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - P2_10
DOI: 10.1055/s-2006-954152

Opiatinduzierter Schmerz beim Tumorpatienten: Klinik und Therapieoptionen

A Greimel 1, J Verebes 1, I Strohscheer 1
  • 1Universitäre Palliativmedizinische Einrichtung am LKH-Universitätsklinikum Graz

Aufgrund des vermehrten Einsatzes von Opiaten im Rahmen der Therapie akuter und chronischer Schmerzen zeigt sich immer häufiger das Problem der paradoxen Reaktion auf deren Gabe, des „opiatinduzierten Schmerzes“ bzw. der Hyperalgesie. Die Diagnosestellung eines opiatinduzierten Schmerzes gestaltet sich im klinischen Alltag aufgrund der Multidimensionalität des Schmerzes nicht immer einfach. Anhand von Fallbeispielen sollen diagnostische und therapeutische Strategien basierend auf zum Teil noch hypothetischen Erklärungsmodellen dargestellt werden. Speziell bei inadäquat rascher Dosissteigerung oder diskontinuierlichen Verabreichung von Opiaten scheint der opiatinduzierte Schmerz häufiger aufzutreten. Klinisch präsentieren sich opiatinduzierte Schmerzen in Form einer Hyperalgesie im Sinne eines Ganzkörperschmerzes mit VAS 8–10. Eine adäquate Durchbruchschmerztherapie ist erfolglos. Ausgehend von der Hypothese, dass der NMDA-Rezeptor bei der Entstehung des opiatinduzierten Schmerzes eine zentrale Rolle einnimmt, ist die Verwendung von Ketamin, das zur Gruppe der NMDA-Rezeptorantagonisten gehört, ein Mittel zur Behandlung eines opiatinduzierten Schmerzes. Bei dem Vorliegen von scheinbar unbehandelbaren Schmerzzuständen in der Tumorschmerztherapie sollte auch an das Vorliegen eines opiatinduzierten Schmerzes gedacht werden.