Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - P2_9
DOI: 10.1055/s-2006-954151

Steigender Einsatz von Hydromorphon bei Palliativpatienten: eine retrospektive Untersuchung 2000–2005

K Clemens 1, E Klaschik 1
  • 1Universität Bonn, Zentrum für Palliativmedizin, Malteser Krankenhaus

Einleitung: Hydromorphon (HM) ist ein halbsynthetisches Opioid mit zunehmender Bedeutung für die Therapie akuter Schmerzen sowie chronischer Tumor- und nicht tumorbedingter Schmerzen. Die pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Eigenschaften sind gut untersucht. Wir untersuchten die Veränderungen der Verschreibung starker Opioide nach Einführung von retardiertem Hydromorphon bei Tumorpatienten im Terminalstadium, die auf unserer Palliativstation in den Jahren 2000–2004 behandelt wurden. Methoden: Retrospektive Analyse von 1001 Patienten unserer Palliativstation der Jahre 2000–2004. Von diesen Patienten wurden 81% während ihres stationären Aufenthalts mit Opioiden der WHO-Stufe III behandelt. Demographische und krankheitsbezogene Daten (Diagnose(n), Symptome) wurden erfasst. Statistik: Mittelwerte±SD (Variation), ANOVA. Das Signifikanzniveau wurde auf p<0,05 festgelegt. Resultate: In die Analyse wurden die Daten von insgesamt 807 Patienten einbezogen (Alter 66,3±1 2,5 Jahre, 47,3% Männer). Die häufigsten Tumordiagnosen waren Lungenkarzinom (16,3%), Mammakarzinom (15,1%), kolorektales Karzinom (12,3%) und Prostatakarzinom (11,1%). Im Jahr 2000 erhielten 17,7% dieser Patienten Hydromorphon und 63,1% Morphin (M); im Jahr 2001: 10,1% HM/60,1% M; im Jahr 2002: 19,3% HM/55,0% M; im Jahr 2003: 20,0% HM/68,7% M, 2004: 39,2% HM/53,8% M und im Jahr 2005: 47,9% HM/38,2% M. Der Einsatz von Fentanyl sank von 20,6% im Jahr 2001 auf 2,4% im Jahr 2005, hingegen wurde HM zum am häufigsten eingesetzten starken Opioid auf unserer Palliativstation. Die häufigsten Gründe für einen Wechsel zu Hydromorphon waren Übelkeit, Erbrechen, Halluzinationen und Niereninsuffizienz. Schlussfolgerung: Hydromorphon ist eine gute Alternative zu anderen Opioiden der WHO-Stufe III. Vor allem bei Patienten mit opioid-induzierten Nebenwirkungen erlangt Hydromorphon eine zunehmende Bedeutung in der Behandlung von Patienten mit Tumorschmerz.