Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2006-954147
Retardiertes Hydromorphon und transdermales Fentanyl in der Tumorschmerztherapie – eine Pilotstudie
Einleitung: Ziel der Studie war der Vergleich von Wirksamkeit, Verträglichkeit und Lebensqualität unter retardiertem Hydromorphon (HM-Kollektiv) oder transdermalem Fentanyl (TF-Kollektiv) bei Tumorpatienten mit starken Schmerzen. Methoden: In einer offenen, vergleichenden, multizentrischen Kohortenstudie wurden unter laufender Therapie mit HM und TF über 2 Wochen u.a. Schmerzintensität (NRS: 0=keine Schmerzen; 100=stärkste vorstellbare Schmerzen), Nachtschlaf, Beeinträchtigung von Alltagsaktivitäten/Arbeit (NRS: 0=keine Beeinträchtigung; 10=stärkste Beeinträchtigung), generelles Wohlbefinden (+100=sehr gut – -100=sehr schlecht) und Verbrauch von Bedarfsmedikation und Laxantien mit dem Patiententagebuch der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS) erhoben und elektronisch ausgewertet. Außerdem bewerteten die behandelnden Ärzte die analgetische Wirksamkeit, Verträglichkeit und Compliance. Resultate: Eingeschlossen wurden 32 Patienten in der HM-Gruppe (ø Alter: 63,7 Jahre) und 44 Patienten in der TF-Gruppe (ø Alter: 63,0 Jahre). Schmerzanamnese, Erstanamnese, Rezidivrate waren vergleichbar, ebenso die mittlere Schmerzstärke und der Dosisbedarf an Morphinäquivalenten am Ende der Studie. Patienten mit Zusatzdauermedikation (Nichtopioide) überwogen leicht im TF-Kollektiv. Ein ca. doppelt so großer Anteil im TF-Kollektiv benötigte Rescuemedikation. Der Laxantienbedarf war in beiden Gruppen gleich. Unerwünschte Ereignisse traten im TF-Kollektiv (13) deutlich mehr auf als im HM-Kollektiv (2). Sie zeigten sich überwiegend (50%) im Magen-Darm-Trakt (HM 2 zu TF 6). Bei den Lebensqualität-Parametern ergaben sich in beiden Kollektiven bis auf die Einschränkung der Tagesaktivitäten und dem Nachtschlaf, die in der HM-Gruppe tendenziell besser waren, keine Unterschiede. Im HM-Kollektiv nahm das generelle Wohlbefinden deutlich zu. Unter laufender Therapie beurteilten die Ärzte HM in Bezug auf analgetische Wirksamkeit und Verträglichkeit besser, die Compliance war vergleichbar. Schlussfolgerungen: Die häufig postulierte bessere gastrointestinale Verträglichkeit von transdermalen Opioiden spiegelt sich in den gezeigten Daten nicht wider. Entsprechend ergibt die Beurteilung der Patienten-Compliance keinen Unterschied in den Behandlungsgruppen. Die Bevorzugung transdermaler Systeme im Verordnungsverhalten, im Gegensatz zu den Empfehlungen der Fachgesellschaften, ist rational damit nicht begründet (* Palladon®, Mundipharma GmbH, ** Durogesic SMAT, Janssen-Cilag GmbH).