Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - P2_2
DOI: 10.1055/s-2006-954144

Opioide: Einfluss von Titrationsrate und Tagesdosis auf Begleitsymptome bei Tumorpatienten – eine retrospektive Analyse

C Ostgathe 1, F Nauck 2, F Wagner 2, R Voltz 1, E Klaschik 2
  • 1Klinik für Pallliativmedizin, Universität zu Köln
  • 2Zentrum für Palliativmedizin, Malteser Krankenhaus, Universität Bonn

Einführung: In der Behandlung von Patienten mit Tumorschmerzen gelten Opioide als sichere und effektive Substanzen. Trotzdem leiden einige Patienten unter Nebenwirkungen. Die vorgelegte Studie untersucht den Einfluss der Titrationsrate sowie der Tagesgesamtdosis auf die Inzidenz von Begleitsymptomen. Methoden: In einer Datenbank werden Medikation, Dosierung und Symptome von allen auf einer Palliativstation behandelten Patienten erfasst. Alle Patienten, die in der Zeit von 02/1994 bis März 2004 Opioide erhielten wurden in die Analyse einbezogen. Die Opioiddosierung wurden für die Tage 1, 2, 3, 4, 7, Tag vor der Entlassung und Tag der Entlassung/Todestag (Aufenthalt ≥9 Tage) in morphinäquivalente Tagesdosen (daily morphine equivalent doses, DMED) umgerechnet. Die Titrationsrate wurde in Bezug zum Vortag berechnet. Mittels ANOVA wurde die Varianz der Titrationsraten und der DMED bei Patienten mit Begleitsymptomen ermittelt. Resultate: Von 1543 aufgenommenen konnten Datensätze von 625 Patienten eingeschlossen werden (Aufenthalt ≥9 Tage, Opioid-Therapie). Obstipation wurde häufiger für Patienten (p<0,001) mit hoher Titrationsrate dokumentiert; eine Abhängigkeit von der Tagesdosis war nicht nachweisbar. Myoklonien waren mit einer höheren DMED assoziiert (p=0,012), jedoch nicht mit der Titrationsrate. Kein Unterschied in der DMED oder Titrationsrate war nachweisbar bei Patienten mit Übelkeit, Erbrechen, Appetitmangel, Luftnot oder Desorientiertheit. Schlussfolgerung: Die Dosistitration von Opioiden ist eine allgemein anerkannte Strategie, um die effektive Dosis bei Tumorpatienten zu ermitteln. Die vorgelegte Analyse weist auf einen Zusammenhang zwischen einzelnen Begleitsymptomen und der Titrationsrate bzw. der Tagesdosis hin. Bei rascher Dosistitration von Opioiden sollte verstärkt auf die Entwicklung von Obstipation und eine entsprechend intensivierte Prophylaxe geachtet werden. Da die Entwicklung von Myoklonien abhängig von der Dosierung zu schein scheint, sollte bei Auftreten das Opioid reduziert oder bei anhaltender Schmerzsymptomatik das Opioid gewechselt werden.