Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - P1_18
DOI: 10.1055/s-2006-954142

Familiengespräche mit Angehörigen von neurochirurgischen Patienten

M Haagen 1
  • 1Hamburg

Die organischen Verhaltens- und Persönlichkeitsstörungen als Folgen von schwerwiegenden Erkrankungen des Zentralen Nervensystems sei es durch vaskuläre Prozesse oder Tumorbildungen treffen die Patienten und ihre Familien meist vollkommen unvorbereitet. Unsicherheit im Umgang mit den Symptomen wie kognitive Defizite, extreme Stimmungsschwankungen, zerebrale Krampfanfällen und neurologische Ausfallerscheinungen wie z.B. Neglect oder Aphasie befördern familiäre Kommunikationsschwierigkeiten und führen häufig in eine zunehmende soziale Isolation. Die angestrebte Symptomkontrolle auch in palliativen Situationen gelingt bei diesen Patienten oft nicht. Pflegende Familienangehörige werden als Co-Therapeuten eingesetzt und fühlen sich oft überwältigt von den dramatischen Persönlichkeitsveränderungen ihres Angehörigen, die heftige Gefühle auslösen können. Die gleichzeitige Bedrohung durch den bevorstehenden Verlust kann starke Schuldgefühle auslösen sowie eine ausgeprägte Unzufriedenheit darüber, dass auch eine intensive Betreuung und Pflege des Angehörigen nur eine sehr unbefriedigende Lebensqualität für den Erkrankten erreichen kann. Insbesondere, wenn kleinere Kinder als Angehörige beteiligt sind, führen Unsicherheit, Ängste und Hilflosigkeit bei Pflegenden und Ärzten dazu, dass mit diesen Patienten und ihren Angehörigen weniger gesprochen wird. Die Bedeutung von Aufklärung und Beratung für betroffenen Angehörigen über die zu erwartenden Wesensveränderungen und ihre psychosozialen Auswirkungen wird häufig unterschätzt. Anhand von kurzen Falldarstellungen sollen Möglichkeiten von Familiengesprächen insbesondere auch mit jüngeren Kindern auf der Grundlage der medizinischen Familientherapie dargestellt werden.