Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - P1_13
DOI: 10.1055/s-2006-954137

Case Management im multiprofessionellen Palliativteam: Eine qualitative Studie über Case Management in der Praxis

A Düsterdiek 1, I Henseler-Plum 1, R Bostelaar 2, C Ostgathe 1, J Mägdefrau 3, N Huppertz 3, R Voltz 1
  • 1KPPK, Klinikum der Universität zu Köln
  • 2Pflegedirektion, Klinikum der Universität zu Köln
  • 3Pädagogische Hochschule Freiburg, Abteilung Sozialpädagogik

Einleitung: Um der bestehenden Komplexität und Fragmentierung der Versorgung im Gesundheitssystem gezielt entgegenzuwirken, wurde in den letzten Jahren auch in Deutschland Case Management (CM) in vielen Institutionen etabliert. Gerade für Palliativpatienten, die sich angesichts des Sterbens in einer Grenzsituation befinden, ist eine umfassende, koordinierte Begleitung durch das immer komplexer werdende Versorgungssystem entscheidend. Da CM in der Palliativmedizin (PM) bislang nicht wissenschaftlich untersucht worden ist, sollte in dieser Pilotstudie CM im Alltag multiprofessioneller Palliativarbeit erfasst werden, mit dem Schwerpunkt auf der Tätigkeit der Sozialarbeit, die zu diesem Zeitpunkt wesentliche Aufgaben des CM erfüllte. Methoden: Mithilfe der „Teilnehmenden Beobachtung“ wurden Fallstudien zum CM-Prozess mit Patienten von Aufnahme bis zur Überleitung in die nachstationäre Versorgung durchgeführt. Weitere Tätigkeiten wie Vernetzungsarbeit wurden erfasst. Ergänzend wurden Interviews mit Palliativsozialarbeiterinnen und Case Managerinnen aus der Pflege durchgeführt und qualitativ ausgewertet. Resultate: Aufgaben des CM waren u.a. die Unterstützung des Patienten bei der Krankheitsverarbeitung, die Organisation der häuslichen Versorgung, die sozialrechtliche Beratung, die Vernetzung z.B. zwischen Arzt und Patient etc. Kooperationspartner waren u.a. Ärzte anderer Kliniken, Ambulante Hospizdienste, Krankenkassen etc. Als Einflussfaktoren auf die Umsetzung des CM konnten Spezifika wie die starke psychische Belastung angesichts des nahenden Todes, rasche Veränderungen im Krankheitsverlauf sowie die konsequente Orientierung an den Bedürfnissen der Patienten festgestellt werden. Bei den Patienten spielten u.a. die Faktoren „Alter“ und „soziokultureller Hintergrund“ eine Rolle, die z.B. Auswirkungen auf den Umgang mit der Tatsache der Unheilbarkeit oder auf Versorgungsmöglichkeiten innerhalb der jeweiligen familiären Strukturen zeigten. Schlussfolgerung: Diese Studie konnte ein Kompetenzprofil für die Person des CM in der PM entwickeln. Außerdem zeigte sich, dass der Bereich PM ein spezifiziertes CM erfordert, das als „Teambasiertes Case Management“ bezeichnet werden kann.