Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - P1_12
DOI: 10.1055/s-2006-954136

Die Anwendung eines Modells für strukturierte Reflexion in der Palliativpflege

I Kappel 1, I Strohscheer 1
  • 1Universitäre Palliativmedizinische Einrichtung am LKH-Universitätsklinikum Graz

Einleitung: Für die Evaluation einer Betreuungssituation in der Palliativpflege gibt es derzeit keine guten Instrumente. Obwohl Palliativpflege bedürfnisorientiert sein sollte, kann es zu einem Konflikt zwischen der Autonomie des Patienten und der Intention der Pflegenden kommen. Methode: Das von John entwickelte Modell der „strukturierten Reflexion“ kann einen Zugang zu unseren Gedanken, Gefühlen, unbewussten Vermutungen und Tätigkeiten ermöglichen. Jill Souter erweiterte dieses Modell um spirituelle, existenzielle und sozial-politische Fragen. Mithilfe dieser Methode wird exemplarisch eine Patientenbetreuungssituation auf einer Palliativstation vorgestellt. Zentrale Fragestellungen bei diesem Fallbeispiel waren die Einschätzung der klinischen Situation im Verhältnis zu den durchgeführten pflegerischen Maßnahmen und ein Konflikt zwischen der Autonomie und den Wünschen der Angehörigen, die im Verlauf des Prozesses bewusst wurden. Resultate: Das Modell der „strukturierten Reflexion“ scheint in der täglichen Praxis gut anwendbar zu sein. Die Reflexion macht komplexe Situationen transparenter, bringt Unbewusstes und Intuition ins Bewusstsein und zeigt Teile auf, die in der Begegnung ungewiss oder unbestimmt bleiben. „Strukturierte Reflexion“ kann durch Analyse und Aufzeigen von Prozessen die Wertschätzung der palliativpflegerischen Arbeit erhöhen. Schlussfolgerungen: Die Anwendung der „strukturierten Reflexion“ ist eine gute Möglichkeit, prozesshaft eine Bewusstmachung und Evaluation in die tägliche Arbeit zu integrieren.