Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - V6_3
DOI: 10.1055/s-2006-954107

Dokumentation, Transparenz und Vertraulichkeit

M Scholtyßek 1
  • 1Katharinen – Hospiz am Park, Flensburg

Die Dokumentation nimmt im Gesundheitswesen einen immer größeren Raum ein. Außer Befunden werden auch alle erbrachten Leistungen und Tätigkeiten bis ins Detail dokumentiert. Begibt sich eine Person in Behandlung, wird im Laufe seiner Geschichte eine Flut an Dokumenten gesammelt. Beginnend mit der Akte beim Hausarzt und der Patientenakte im Krankenhaus, findet die Dokumentation bei der ambulanten Pflege oder auch im Pflegeheim seine Fortsetzung. Wer diese Dokumentationen liest, erfährt nicht nur Fakten über einen ihm bis dahin unbekannten Menschen, sondern erhält meistens auch Einblick in die Lebensgeschichte, in Vorlieben, aber auch in spezielle Probleme und intime und vertrauliche Dinge. „Unter Dokumentation versteht man eigentlich die Nutzbarmachung von Informationen zur weiteren Verwendung“ (Wikipedia). Nutzen im stationären Bereich alle an der Behandlung beteiligten Personen die Patientendokumentation, so sind es im ambulanten Bereich überwiegend die an der Pflege beteiligten Personen, aber auch der MDK als Kontrollorgan. Nutzen soll die Dokumentation in letzter Instanz jedoch dem Patienten, da durch eine übersichtliche und vollständige Dokumentation ein gemeinsames Handeln aller Behandelnden ermöglicht wird. Im palliativmedizinischen Bereich, wo durch schwere Erkrankungen und den bevorstehenden Tod häufig sehr sensible Informationen preisgegeben werden, stellt sich die Frage oft noch deutlicher als im normalen medizinischen Alltag: welche Informationen sollen festgehalten werden und welche auf keinen Fall? Beeinflusst wird die Handhabung auch durch die Personen, die Zugang zu der Dokumentation haben, was im stationären und ambulanten Bereich zu Unterschieden führt. Bei einer Umfrage unter Kollegen zur Dokumentation wurde deutlich, wie sensibel, aber auch wie individuell dieses Thema ist. Schon die Ausführlichkeit der Informationen, die nötig sind, um gut arbeiten zu können, wurden unterschiedlich beurteilt. Bei der Frage nach Informationen, die auf keinen Fall in die Dokumentation gehören, gab es zwar einen größeren Konsens, aber immer noch individuelle Beurteilungen. Als Fazit bleibt, dass jeder sich der Sensibilität der Patientendokumentation bewusst sein sollte und sorgsam abwägen muss, was dort festgehalten werden soll. Und auch wenn eine gut geführte Dokumentation ein hilfreiches Instrument für die gemeinsame Arbeit ist, wird sie niemals andere Kommunikationswege ersetzen können.