Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - V5_3
DOI: 10.1055/s-2006-954099

Wie viele Konflikte und Krisen verträgt ein Team?

D Anton 1
  • 1Universitätsklinkum Aachen, Klinik für Palliativmedizin

Die Grundthese des Beitrags ist, dass nicht allein die Quantität, sondern auch die Qualität der Konflikte ausschlaggebend für ihre „Verträglichkeit“ für Teams ist. Bezugsrahmen sind interdisziplinäre Teams in der Palliativmedizin. Von zentraler Bedeutung dafür, wie viele Krisen und Konflikte ein Team bewältigen kann, sind vor allem drei Faktoren: Das Maß an Teamkooperation, die erlernten Strategien und Instrumente zur Konfliktbewältigung sowie die Bewertung von Konflikten und Krisen. Teamkooperation wird besonders gefördert durch Klarheit und Transparenz, Feedback-Kultur, Teamkultur und -rituale, Autonomie und interdisziplinäre Kooperation. Bewährte Mittel dazu sind regelmäßige Patienten- und Teambesprechungen, Teamentwicklung, Team- und Fallsupervision und ethische Fallbesprechungen (vgl. Jünger 2006). Teamentwicklung und Teamsupervision sind zur Entwicklung einer konstruktiven Konfliktkultur hilfreich. Das wünschenswerte hohe Maß an Arbeitsengagement bei Mitarbeitern kann in einzelnen Fällen zu Schwierigkeiten im Team führen. Der Anspruch, mit den Kollegen so freundlich umzugehen wie mit den Patienten, kann im Extremfall zu einer „Harmonie-Ideologie“ führen. Diese hält den Erfordernissen der Alltagsroutine kaum stand und kann dann in Enttäuschung und Aggression umschlagen. Hier ist es wichtig, ein Grundwissen über Kommunikationspsychologie zu haben. Dieses Wissen sollte bereits in der Ausbildung von Pflegern und Ärzten als Standard vermittelt werden. Durch eine konstruktive Teamkultur und dem Erlernen von Konfliktlösungsstrategien nehmen Konflikthäufigkeit und -schwere enorm ab. Wenn es gelingt zu vermitteln, dass Konflikte nicht bedrohliche Störfaktoren der guten Stimmung, sondern natürlich und notwendig sind, können Teams lernen, in Konflikten und Krisen eine Chance zur Weiterentwicklung zu sehen.