Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - V4_7
DOI: 10.1055/s-2006-954091

Psychosoziale Begleitung – Welche Rolle nimmt dabei die Soziale Arbeit ein?

M Wasner 1
  • 1Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Klinikum Großhadern, München

Psychosoziale Begleitung in der Hospizarbeit/Palliativmedizin umfasst alle Bereiche, die zum psychischen und emotionalen Wohlbefinden des Patienten und seiner Familie beitragen, inklusive Krankheitsverarbeitung und -bewältigung, Kommunikation, soziale und finanzielle Belange, Beziehungen untereinander und zu anderen. Dabei kommt es immer zu Wechselwirkungen zwischen der körperlichen, psychosozialen und spirituellen Dimension. Der Erfolg einer palliativmedizinischen Betreuung hängt daher maßgeblich von einer gelungenen Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen und Professionen ab. Es gibt immer wieder Diskussionen, wer für diesen Bereich zuständig ist. Der National Council for Hospice and Specialist Palliative Care Services hat hierzu ein 3-Stufen-Modell vorgeschlagen: Stufe I beinhaltet Basisfähigkeiten und -fertigkeiten, die alle haben sollten, die mit Sterbenden und ihren Familien arbeiten; bei Stufe II sind bereits tiefer gehende Kenntnisse von Nöten, z.B. das Erkennen der individuellen psychosozialen und praktischen Bedürfnisse und das adäquate Eingehen darauf. Stufe III schließlich setzt ein breites Verständnis für die oft sehr komplexen Probleme dieser Patienten und ihrer Familie voraus. Hinzu kommt die Fähigkeit, das Wissen und die Fertigkeiten aus Stufe I und II anderen zu vermitteln und beinhaltet auch Forschung in diesem Bereich. Das Selbstverständnis der Sozialen Arbeit scheint darauf geradezu zugeschnitten zu sein, und zwar durch ihre ganzheitliche Perspektive, ihre spezifischen Methoden und ihre professionellen Kompetenzen. Ihre zentralen Aufgaben sind: Beratung und Begleitung, Ressourcenmanagement und Empowerment, Netzwerkarbeit, Förderung der Kommunikation unter allen Beteiligten und Vermittlungs- und Koordinationstätigkeiten. Leider wurde der psychosoziale Bereich in der Hospizarbeit/Palliativmedizin in Deutschland bisher etwas vernachlässigt: Es existieren keine Standards und kein Anforderungsprofil, und es gibt keine exakte Erfassung der in diesem Bereich Tätigen und ihrer Aufgaben. Außerdem mangelt es – zumindest im deutschsprachigen Raum – an einer wissenschaftlichen Fundierung. Gerade in Zeiten von knapper werdenden Ressourcen und Qualitätssicherung wird es immer wichtiger werden, die Effektivität dieser Arbeit auch durch wissenschaftliche Studien zu belegen. Zudem können die dadurch neu gewonnenen Erkenntnisse hilfreich sein bei der Anpassung von Interventionen an die spezifischen Bedürfnisse der Patienten und ihrer Familien.