Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - V3_3
DOI: 10.1055/s-2006-954082

Ambulante palliativmedizinische Versorgung aus der hausärztlichen Sicht

E Albrecht 1
  • 1Regensburg

Der Beitrag stellt die Realität der palliativmedizinischen Versorgung im ambulanten Bereich dar. Zur Quantität: Durchschnittlich betreut ein Hausarzt pro Quartal ein bis zwei Sterbende. Häufig werden regelmäßige Hausbesuche durchgeführt, manchmal, gerade in der Finalphase, auch täglich. Eine Ausweitung dieses Arbeitsfeldes ist zeitlich nicht möglich, solange die Betreuung Schwerstkranker unwirtschaftlich ist (s.u.). Zur Qualität: Da Palliativmedizin kein obligater Bestandteil der Ausbildung war und ist, existiert bei den Hausärzten kaum Basiswissen, sie handeln nach Erfahrung. Dass gesicherte Kenntnisse vorliegen, wird von vielen negiert. Manche KollegInnen nutzen Fortbildungsangebote. Spezialisierte Niedergelassene sind Raritäten. Zur finanziellen Situation: Keinem Arzt kann derzeit empfohlen werden, mehr als die durchschnittlichen ein bis zwei Palliativpatienten pro Quartal zu betreuen: Gerade zeitaufwändige Hausbesuche werden nicht kostendeckend finanziert, Medikamenten- und Heilmittelregresse drohen. Je mehr Schwerstkranke betreut werden, desto größer wird das wirtschaftliche Risiko. Dies verhindert eine ambulante Spezialisierung auf Palliativmedizin. Fazit: Die politisch geforderte Vernetzung zum Wohle des Sterbenden bedeutet für Leistungserbringer eine „Vernetzung des Defizits“, sie ist keine ausreichende Lösung. Wir benötigen: Adäquate Finanzierung der Arbeitszeit am Patienten, also der Quantität. Förderung der Qualität: Basiswissen in Palliative Care für alle Berufstätigen. Neu schaffen: palliativmedizinische Spezialisierung auch im ambulanten Bereich.