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DOI: 10.1055/s-2006-954074
Einsatz von Antibiotika in der Palliativmedizin
Einleitung: Im zweiten Teilprojekt einer Fallstudie zum Einsatz von Antibiotika in der Palliativmedizin wurden die Einstellungen der Behandler zum Einsatz von Antibiotika bei Palliativpatienten untersucht. Methodik: Ärzte auf Palliativstationen, in stationären Hospizen und onkologischen Abteilungen wurden mit einem Fragebogen, der aus den Ergebnissen einer Fokusgruppe und von Experteninterviews entwickelt worden war, befragt. Resultate: Als häufigste Indikationen für Antibiotika bei Palliativpatienten wurden Harnwegsinfektionen, Pneumonien und (Geruchsbelästigung von) infizierten Wunden genannt. Der Arzt ebenso wie das Team wurden als Entscheidungsträger für den Einsatz von Antibiotika benannt. Im Gegensatz dazu wurde die Entscheidung zum Verzicht auf die antibiotische Therapie vor allem durch Team, Angehörige und den Patienten selbst getroffen. 83% der Behandler besprechen den Einsatz von Antibiotika vor der Verordnung, 10% geben ausdrücklich an, dies nicht zu tun. Fehlende Effektivität und Verschlechterung des Allgemeinzustandes wurden als Hauptgründe für den Therapieabbruch genannt. Jedoch gab die Hälfte der Befragten an, dass die antibiotische Therapie häufig bis zum Tod des Patienten fortgesetzt werde. 80% der Behandler berichteten, dass Antibiotika manchmal nicht eingesetzt würden, obwohl eine Indikation vorlag, vor allem bei Patienten mit kurzer Lebenserwartung, reduziertem Allgemeinzustand oder Wünschen des Patienten. 47% der Behandler gaben an, dass Antibiotika unter Umständen verabreicht würden, obwohl keine Indikation vorlag, z.B. bei ausdrücklichem Wunsch von Patient oder Angehörige, zur Symptombehandlung oder aufgrund von Unsicherheit des Arztes. Schlussfolgerungen: Da Antibiotika zunehmend als Kostenfaktor in der Palliativmedizin empfunden werden, sollten klare Richtlinien zum Einsatz von Antibiotika entwickelt werden. Dies ist für die nächsten Teilprojekte der Fallstudie vorgesehen.