Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - V2_5
DOI: 10.1055/s-2006-954072

Körpersprache im Patienten- und Angehörigengespräch

E Hempel 1
  • 1Klinik Leezen

In der Palliativmedizin treten häufig emotional schwierige und rational anspruchsvolle Gesprächssituationen auf. Dies ist im Rahmen der intensiven Auseinandersetzungen mit den Themen Lebensende, Tod und Trauer, aber auch Lebensqualität, Regelung von „offenen“ Angelegenheiten und Rechte der Betroffenen erwartbar. Die an Gesprächen beteiligten Personen sind auf die verschiedenen verbalen und nonverbalen Kommunikationsmöglichkeiten besonders angewiesen. Dazu gehören auch Signale des Körpers, sowohl ausgesandte als auch empfangene. Körpersignale sind Ausdruck von inneren Bedürfnissen oder Zuständen sowie von Reaktionen auf äußere Reize. Sie sind ein momentaner Zustandsbericht über die betreffende Person. Werden Körpersignale wahrgenommen und erfolgt darauf eine unwillkürliche oder willkürliche Reaktion, so entsteht eine besondere Form der nonverbalen Kommunikation, die Körpersprache. Diese kann eine weitere Kommunikationsbereitschaft signalisieren oder ablehnen. Vorrangig erfolgt die körpersprachliche Kommunikation über Bewegungen. Es werden verschiedene Grundformen von Bewegungen unterschieden. Allerdings besitzen auch bestimmte vegetative Reaktionen des Körpers Signalcharakter und sind somit ebenso Bestandteil der Körpersprache. Alle diese Körpersignale sind entweder angeboren oder sozial erworben. Sie können positive als auch negative Wirkungen erzielen. Besondere Bedeutung erhält die Körpersprache in emotional angespannten Situationen. Beginnt ein Gespräch eine ungewollte, meist bedrohliche Eigendynamik anzunehmen, „entgleitet“ dem professionell oder ehrenamtlich in der Palliativmedizin Engagierten die Situation schnell. Damit kann ein mühselig aufgebautes Vertrauensverhältnis Schaden nehmen. Somit kommt dem Erkennen und Verstehen von Körpersignalen des Kommunikationspartners eine entscheidende Bedeutung zu. Gleichzeitig spricht aber auch der eigene Körper. Dies kann man zwar nicht verleugnen, aber durchaus verstehen und steuern lernen. Ein Gespräch kann auch mit Körpersprache gelenkt werden. Anhand von mehreren gefilmten, realen Gesprächssituationen wird die Körpersprache der Gesprächspartner dargestellt, in kurzer Form erstes grundlegendes Wissen über Körpersprache vermittelt und Unbewusstes bewusst gemacht. Mit einem Minimum an Wissen zu dieser Thematik gelingt es, eine Fülle von zusätzlichen Informationen innerhalb eines Gespräches zu erlangen. Dies kann gezielt in Vorbereitung, Durchführung und Nachbetrachtung von Gesprächen angewandt werden.