Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - V1_8
DOI: 10.1055/s-2006-954067

Problematischer Schmerz

F Nauck 1
  • 1Zentrum für Palliativmedizin, Malteser Krankenhaus, Universität Bonn

Eine suffiziente Schmerztherapie stellt in der Palliativmedizin einen wesentlichen Eckpfeiler in der Betreuung der Patienten dar. Mit dem 1986 veröffentlichten Stufenschema der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Behandlung von Tumorschmerzen liegt ein einfach anzuwendendes Konzept vor, das in den meisten Fällen Anwendung finden kann. Für die Schmerztherapie gilt der Grundsatz: die richtige Substanz und Applikation, in der richtigen Dosierung, den richtigen Zeitintervallen sowie eine Dosistitration und -anpassung bei Zu- oder Abnahme der Schmerzen. Durch die Anwendung des WHO-Schemas lässt sich bei den meisten Patienten ein guter Therapieerfolg erzielen. Als „problematische Schmerzen“ werden Schmerzen bezeichnet, die nicht oder nur unzureichend auf die Leitlinienbehandlung ansprechen und den Leidensdruck des Patienten, seiner Angehörigen und letztlich auch des therapeutischen Teams erhöhen. Hierzu zählen u.a. Durchbruchschmerzen, Belastungsschmerzen und schwer kontrollierbare neuropathische Schmerzen. Etwa 10% der Patienten können nicht zufriedenstellend schmerztherapeutisch behandelt werden. Analysen der Daten dieser Patientengruppe haben gezeigt, dass bei diesen Patienten nicht alle Möglichkeiten des Stufenschemas der Weltgesundheitsorganisation ausgeschöpft wurden. Der problematische Schmerz bei Patienten in der Lebensendphase ist eine große Herausforderung, der sich alle in der Palliativmedizin Tätigen stellen müssen. Die wenigen Patienten, die trotz der Ausschöpfung aller Maßnahmen keine oder eine nur unzureichende Schmerzreduktion erfahren, bedürfen einer besonderen Fürsorge. Hier gilt es, die Patienten nicht alleine zu lassen, und gemeinsam unter Einbeziehung des gesamten multidisziplinären Teams und der Angehörigen in offener Kommunikation zu eruieren, mit welchen Strategien eine Linderung erreicht werden könnte. Hierzu kann als Maßnahme zur Symptomkontrolle auch die palliative Sedierung gehören. Schmerztherapie bedeutet, interdisziplinäre Therapie und Behandlungsmaßnahmen müssen individuell dem Allgemeinzustand des Patienten angepasst werden. Da psychische und soziale Probleme körperliche Beschwerden verstärken können, ist die Einschätzung aller Mitglieder des Teams von großer Wichtigkeit. Menschliche Begleitung mit maximaler ärztlicher, pflegerischer Kompetenz und Fürsorge ist gefordert. Im Vortrag sollen beispielhaft anhand eines Patientenbeispiels Strategien im Umgang mit problematischem Schmerz diskutiert werden.