Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - V1_3
DOI: 10.1055/s-2006-954062

Übelkeit und Erbrechen

A Weiss 1, H Weiss 2
  • 1III. Med. Klinik, Universitätskliniken Mannheim
  • 2Med. Klinik, St. Marienkrankenhaus, Ludwigshafen

Mehr als die Hälfte aller Patienten mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen leiden an Übelkeit und Erbrechen. Bei häufig gleichzeitig bestehender Inappetenz führt dies zu einer fortschreitenden Anorexie und zu einer Verstärkung des Fatigue-Syndroms. Die Ursachen dieser Symptome sind vielfältig: 1. Intestinaltrakt: Es kann sich um eine banale Entzündung im Gastrointestinaltrakt handeln (Gastritis, Mucositis, Ulzera), eine tumorbedingte Obstipation und Obstruktion bis hin zu einem mechanischen Ileus sind möglich, es kann eine Übelkeit durch Leberkapselschmerz bei Metastasenleber sein oder eine mesenteriale Infiltration mit Hypomotilität des Darmes oder Peritonealkarzinose mit Ascites. Intestinale Blutungen führen häufig zu massiver Übelkeit. 2. Medikamentös bedingt: Durch Antibiotika, Zytostatika, in der Palliativmedizin häufig durch Opioide oder durch andere Medikamente können Übelkeit und Erbrechen auftreten. 3. Metabolische Störungen: Toxine, Hyperkalzämie, Urämie, Leberversagen sowie Botenstoffe des Tumors selbst führen zu Übelkeit und Erbrechen. 4. Hirndruck: Bei Hirnmetastasen und Menigeosis leucaemica sive lymphomatosa, sive carcinomatosa kann massive Übelkeit und Erbrechen auftreten. 5. Schmerzen: Starke Schmerzen lösen Übelkeit aus. 6. Psychische Störungen: Angst und Depressionen können sich unter dem Bild von Übelkeit und Erbrechen manifestieren. Die genannte Ursachen von Übelkeit und Erbrechen sollten in der Palliativmedizin mit einer den Patienten möglichst wenig belastenden Diagnostik erkannt werden, um dann eine gezielte und kausale Behandlung zu ermöglichen. Das diagnostische Prozedere wird aufgezeigt, die therapeutischen Interventionen (z.B. Legen eine Ablauf-PEG bei intestinaler Obstruktion) und die differenzialtherapeutische medikamentöse Therapie wird beschrieben.