Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - V1_1
DOI: 10.1055/s-2006-954061

Wunden im Oropharynx-Bereich

B Wollenberg 1
  • 1Universität Schleswig Holstein, Campus Lübeck

Das Plattenepithelkarzinom des Kopf-Hals-Bereiches (HNSCC) ist der fünfthäufigste Tumortyp weltweit, mit einer jährlichen Inzidenz von ca. 80000 neuen Erkrankungsfällen in den westlichen Industrienationen. Im Gros der Fälle entstehen HNSCC durch den chronischen Konsum von Tabakrauch, der zu einer Feldkanzerisierung des oberen Aerodigestivtraktes führt. HNSCC, insbesondere Tumore des Pharynx zählen zu den Tumoren mit einer äußerst schlechten Prognose, da sie bereits in frühen Stadien über einen ausgedehnten Anschluss an das Lymphgefäßsystem verfügen und somit frühzeitig Metastasen absetzen. Je nach Tumorstadium und Infiltration relevanter Strukturen (z.B. A. carotis, Schädelbasis) stehen verschiedene therapeutische Verfahren zur Verfügung. In erster Linie erfolgt die ausgedehnte chirurgische Resektion mit Rekonstruktion, um ein funktionell günstiges Ergebnis (z.B. Schlucken, Sprechen) zu erreichen. Auch die Lymphabflusswege werden ebenso selektiv wie radikal ausgeräumt. In Folge durchlaufen die Patienten ein Bestrahlungsschema (u.a. auch Brachytherapie), welches in Kombination mit Chemotherapie erfolgen kann. Der Stellenwert einer Chemotherapie besteht nur in Kombination mit Strahlentherapie oder als prolongierendes Verfahren nach „First-line-therapy-failure“. Neuerdings kommen eine Vielzahl immuntherapeutischer Medikamente zur Zulassung, wie z.B. Cetuximab, die die Lücke zwischen der per se systemischen Tumorerkrankung und den derzeit eher lokoregionären Behandlungsmaßnahmen schließen sollen. Insgesamt liegen die „5-Jahres-Überlebensraten“ von Patienten mit Oropharynxkarzinomen in den fortgeschrittenen Tumorstadien bei 30–40%. Speziell nach Eintreten des ersten Rezidivs sinkt die Ein-Jahres-Überlebensrate auf 10–15%. Neben dem Auftreten der lebenslimitierenden Fernmetastasen in Lunge, Leber und Knochen ist es vor allem die lokoregionäre Krankheits- und Symptomkontrolle, die über die Lebensqualität und Überleben betroffener Patienten entscheidet. Hier stehen eine Vielzahl chirurgischer Verfahren sowohl des Wunddebridements und Defektdeckung mit z.B. myofaszialen Lappen, als auch konservativer Verfahren bei der Wundpflege exulzerierter Tumore zur Verfügung, um z.B. die Geruchsbildung zu mindern.