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DOI: 10.1055/s-2006-954015
Nebennierentumor und Bronchialkarzinom. – Ist jeder Nebennierentumor eine Metastase?
Problemstellung: Die Nebennieren (NN) sind mit hochauflösenden Sonographiegeräten gut (>90%) darzustellen. In der Diagnostik von NN-Tumoren ist die Sonographie hoch sensitiv (95%). Es finden sich am häufigsten Adenome, außerdem Phäochromozytome, Metastasen, Lymphominfiltrate, selten primäre Malignome. NN sind der 4. häufigste Metastasierungsort. Am häufigsten metastiert das Bronchialkarzinom (ca. 30%). Auch Metastasen des malignen Melanoms, des Mamma-, Magen- u. Nierenzellkarzinoms werden beschrieben. Vielfach wird bei Bronchialkarzinom und NN-Tumor ohne histologische Klärung, eine Metastasierung vermutet.
Patienten und Methode: Es wird der Frage nachgegangen, wie häufig Lungenkarzinommetastasen tatsächlich in suspekten NN anzutreffen sind.
Ergebnisse: Unter den NN-Tumoren kommen Adenome vor in einem Anteil bis zu >50%. Insofern ist bei vermuteter alleiniger u. einseitiger NN-Metastasierung diese in Frage zu stellen. Unter 5560 Lungenkarzinomen in Brandenburg (2001–5) befanden sich 2530 im Stadium IV (45,5%, in Neuruppin sogar 58,3%). NN-Metastasen lagen bei 650 vor (11,7% aller LC, 20,4% v. LC Stad. IV), eine alleinige NN-Metastasierung nur in 102 Fällen (1,8% aller Lungenkarzinome bzw. 15,7% der NN-Metastasen). Die Punktion der NN kann unproblematisch bds. perkutan sonographisch oder linksseitig bevorzugt per EUS erfolgen.
Schlussfolgerungen: Bei hervorragender Bildgebung ist eine Indikation zur uFNP nur eingeschränkt gegeben: bei Verdacht auf Metastase mit therapeutischer Konsequenz, Verdacht Lymphom, OP-Verweigerer. Bei Lungenkarzinompatienten mit Verdacht auf alleinige Metastasierung in eine NN, ist diese nachzuweisen mittels FNP. Adenome (Inzidentalome) kommen beim Lungenkarzinom gleichhäufig vor wie Metastasen. Bei Rauchern ist bei Nachweis von Inzidentalomen neben einem hormonellen Basisprogramm eine Lungendiagnostik (CT) zu empfehlen zum Ausschluss eines Bronchialkarzinoms.