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DOI: 10.1055/s-2006-953899
Fetale General Movements bei schweren Fehlbildungen des Zentralen Nervensystems
Problemstellung: Die Entwicklung der Koordination der fetalen Motorik ist noch weitgehend ungeklärt. Es ist unklar, ob die Motorik von übergeordneten Zentren gesteuert wird, oder ob die Bewegungen von primitiven Zentren im Hirnstamm ausgelöst werden. Ziel dieser Untersuchung war es zu analysieren, ob eine Motorik bei schwersten Fehlbildungen des ZNS überhaupt möglich und wenn ja, inwieweit die Qualität der Bewegung im Gegensatz zu gesunden Feten verändert ist.
Patienten und Methode: Angewandt wurde Prechtls Methode der Qualitativen Bewegungsanalyse. Die Analyse erfolgte den Standards entsprechend anhand von Videodokumentationen anhand eines Score-Systems. Beurteilt werden die sechs Parameter Amplitude, Geschwindigkeit, Bewegungscharakter, Bewegungsablauf, Eleganz und die Erscheinung von Bewegungsanfang und – ende. In unserer Untersuchungsgruppe wurden insgesamt 7 Feten mit schweren Fehlbildungen des ZNS analysiert: 2 Feten mit Akranie (17. SSW; Zwillinge mit TRAP-Sequenz), 1 Fet mit Akranie (25. SSW; Drillingsschwangerschaft), die übrigen 4 Feten wiesen eine Schizenzephalie (24. SSW), eine Anenzephalie (14. SSW), eine Hydramenzephalie (20. SSW) und eine schwere Enzephalozele (32. SSW) auf. Als Kontrollgruppe diente die Analyse von 20 zeitgerecht entwickelten Feten ohne snografisch darstellbare Fehlbildungen.
Ergebnisse: Alle Feten der Untersuchungsgruppe zeigten eine normale Bewegungsquantität der unteren Extremitäten. Rumpfbewegungen waren im Lumbalbereich darstellbar. Die Qualität der Bewegungen war jedoch deutlich eingeschränkt. Komplexe Bewegungsmuster waren deutlich reduziert. Die Bewegungsamplitude war reduziert und es zeigten sich repetitive Bewegungsmuster im Vergleich zum variablen Bewegungsmuster des Normkollektives.
Schlussfolgerungen: Das normale komplexe und variable fetale Bewegungsmuster wird von übergeordneten Zentren gesteuert. Für eine normale Quantität von Bewegungen ist das Vorhandensein von wenigen Nervenzellen ausreichend. Zur Beurteilung der Integrität des ZNS ist daher der qualitativen Bewegungsanalyse der Vorzug vor der quantitativen Analyse (Biophysikalisches Profil) zu geben.