Ultraschall Med 2006; 27 - P_3_6
DOI: 10.1055/s-2006-953891

Haben Längenunterschiede bei Gemini im Ersttrimesterscreening einen prädiktiven Wert für eine Diskrepanz der Geburtsgewichte?

I Juhasz-Böss 1, T Frimmel-Müller 1, U Gembruch 2, A Geipel 3, C Berg 3, U Germer 4
  • 1Universität Regensburg, Regensburg/DE
  • 2Universitätsklinikum Bonn, Bonn/DE
  • 3Universitätsfrauenklinik, Bonn/DE
  • 4Caritas St. Josef Krankenhaus, Universitätsklinik Regensburg, Regensburg/DE

Problemstellung: Zwillinge mit einem Geburtsgewichtsunterschied≥20% haben eine erhöhte Morbidität und Mortalität. Bisher werden in der Literatur die Scheitel-Steiß-Längenunterschiede (δSSL) im Ersttrimesterscreening widersprüchlich hinsichtlich der Prognose eines erhöhten Geburtsgewichtsunterschiedes gewertet. Ziel dieser Studie war die Untersuchung der δSSL im 1. Trimenon hinsichtlich ihres prädiktiven Wertes für eine Diskrepanz der Geburtsgewichte unter Berücksichtigung der Chorionizität.

Patienten und Methode: Transabdominale-und transvaginale-Ultraschalluntersuchungen von monochorialen (MC) und dichorialen (DC) Zwillingen in der 11.-14. SSW. Retrospektive Auswertung aller Zwillingsschwangerschaften in2 Pränatalzentren mit der Geburt zweier gesunder Feten ≥25. SSW. Berechnet wurde der prozentuale Unterschied des Geburtsgewichtes (δG) und der Scheitel-Steiß-Längen (δSSL), in Bezug auf die Werte des größeren Geminus.

Ergebnisse: Von den 84 Zwillingsschwangerschaften waren n=12 mono- und n=72 dichorial. Die mittleren δG betrugen bei MC8,3±8,1% (Range: 0–22,9%), bei DC10,3±8,5% (Range: 0,0–33,9%). Die mittleren δSSL betrugen bei MC4,0±2,7% (Range: 0,1–9,7%), bei DC4,9±4,2% (Range: 0,0–15,6%). Insgesamt wiesen ein MC(8,3%) und 10 DC(13,9%) Zwillinge bei Geburt eine Gewichtsdiskrepanz≥20% auf. Bei den MC war δG 22,9% und δSSL 2,9%, bei den DC mit δG≥20% betrug δG25,9±5,5% (Range: 20,0–33,9%) und δSSL5,1±4,1% (Range: 0,1–11,3%). In der Gruppe der Zwillinge mit einer Geburtsgewichtsdiskrepanz<20% betrug bei den MC δG7,0±6,9% (Range: 0–17,7%) und δSSL4,0±2,8% (Range: 0,1–9,7%) sowie bei den DC δG7,8±5,8% (Range: 0–19,1%) und δSSL4,8±4,2% (Range: 0–15,6%) Im Vergleich der δG unterschieden sich die MC nicht signifikant von den DC Zwillingen. Die δSSL Werte der Zwillinge mit einer Geburtsgewichtsdiskrepanz<20% unterschieden sich ebenfalls nicht signifikant von den δSSL Werten der Zwillinge mit einer Geburtsgewichtsdiskrepanz ≥20%, unabhängig von der Chorionizität (p>0,05, unverbundener t-Test).

Schlussfolgerungen: Bei gesunden DC Zwillingen wiesen bis zu 13,9% eine Geburtsgewichtsdiskrepanz ≥20% auf. Gesunde mono- und dichoriale Zwillinge unterschieden sich nicht hinsichtlich der Geburtsgewichtsunterschiede. Die interindividuellen Längenunterschiede im 1. Trimenon ließen nicht auf eine Geburtsgewichtsdiskrepanz ≥20% schließen.