Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P353
DOI: 10.1055/s-2006-953178

Die perioperative Gabe von Rotigotin transdermalem Pflaster

H.J. Häck 1, U. Wüllner 1, H. Reichmann 1, B. Boroojerdi 1, O. Randerath 1
  • 1Monheim, Bonn, Dresden

Fragestellung: Die Parkinsonsche Krankheit ist eine häufige Ursache perioperativer Morbidität. Etwa 10.000 Parkinson Patienten unterziehen sich jährlich einem chirurgischen Eingriff. Dabei ist das perioperative Management bei diesen Patienten unter Vollnarkose i.W. seit Jahren unverändert. In der Regel wird die orale Medikation vor dem Eingriff so lange wie möglich beibehalten und danach unverzüglich wieder aufgenommen. Alternative therapeutische Strategien sind invasiv, kompliziert in der Handhabung und oftmals teuer: Levodopa über nasogastralen Katheter oder intraduodenal, Amantadin intravenös und die kontinuierliche subkutane Gabe von Apomorphin. Ziel unserer Beobachtung war es, die Durchführbarkeit der perioperativen Gabe von Rotigotin, einem neuen, nicht-ergolinen Dopamin-Agonisten, der als transdermales Pflaster (Neupro®) in der Einmalgabe über 24 Stunden kontinuierliche Plasmaspiegel erreicht, bei perioperativen Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom zu untersuchen.

Ergebnisse: Die medizinischen Berichte von 837 Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom (Durchschnittsalter 61,7 Jahre), die an internationalen, prospektiven, doppelblinden, Plazebo-kontrollierten multizentrischen Studien teilgenommen haben, wurden analysiert. 28 mit Rotigotin behandelte Patienten unterzogen sich 30 chirurgischen Eingriffen in Vollnarkose. Die Behandlung mit Rotigotin transdermalem Pflaster wurde darunter bei 25 Patienten unverändert fortgeführt (26 chirurgische Eingriffe; 85%). Postoperativ wurden bei einem Patienten tiefe Venenthrombose, Infektion und Schmerzen berichtet. Die Werte der Unified Parkinson's Disease Rating Scale (UPDRS) Teil III wurden im Rahmen der Studien in Intervallen bis zu 12 Wochen erhoben. Der Vergleich der prä- mit den postoperativen Summenwerten ergab eine Differenz von 0,4 Punkten (SD 3,08).

Schlussfolgerungen: Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom zeigen im Rahmen operativer Eingriffe bedingt durch den Wegfall der oralen Medikation häufig eine Verschlechterung ihrer Symptomatik. Die Ergebnisse unserer Untersuchung weisen darauf hin, dass die Therapie mit Rotigotin transdermalem Pflaster auch unter perioperativen Bedingungen in dieser Population fortgeführt werden kann. Rotigotin stellt möglicherweise eine zuverlässige und leicht zu handhabende Therapieoption bei perioperativen Patienten dar.