Fragestellung: Anterograde Gedächtnisstörungen sind eine häufige Begleiterscheinung von Subarachnoidalblutungen (SAB). Diese Studie wurde unternommen, um an einem nichtselektierten Kollektiv Häufigkeit und Ausmaß solcher Beeinträchtigungen psychometrisch zu erfassen.
Methoden: Über Datenbanken des Kopfklinikums wurden alle Patienten erfasst, die sich im Verlauf eines Jahres wegen einer ersten akuten nichttraumatischen SAB in Behandlung befunden hatten. Von ursprünglich 119 Patienten mussten 28 wegen Fehlverschlüsselung oder zurückliegender Blutungen ausgeschlossen werden; weitere 16 kamen wegen einer Epilepsie oder eines Schädel-Hirn-Traumas nicht in Frage. Von den verbliebenen 75 Patienten waren 22 verstorben; die übrigen wurden kontaktiert und um Teilnahme gebeten, die von 5 Patienten verweigert wurde. Weitere 4 hatten entweder mehrere SAB erlitten oder befanden sich außerhalb des ALtersnormbereichs der Wechsler-Gedächtnisskala (WMS-R), mit der die Testungen durchgeführt wurden.
Ergebnisse: Es verblieben 30 Frauen und 14 Männer mit einem mittleren Alter von 51 (22 bis 73) Jahren, deren Blutungsereignis rund ein Jahr zurücklag. 31 hatten einen Grund- oder Hauptschulabschluss, der Rest Mittlere Reife, Abitur oder einen Hochschulabschluss. Der Schweregrad nach Hunt und Hess (H&H) reichte von I bis V. Die Testrohwerte wurden in Indizes bzw. Prozentränge umgewandelt und mit Altersnormen verglichen. Sämtliche Gesamt- und Subtestmittelwerte befanden sich im unteren Normbereich, dessen Untergrenze die einfache Standardabweichung nur wenig unterschritt. Die nonparametrische Korrelation zwischen der H&H-Skala und den Gedächtnisindizes war zwar bei zweiseitiger Testung signifikant (p<0,05), aber niedrig (rho=-0,318). Für das Gesamtkollektiv ergaben sich keine überzufälligen Unterschiede zwischen den einzelnen Testteilen.
Schlussfolgerungen: SAB sind grundsätzlich lebensbedrohliche Ereignisse und können permanente Gedächtnisbeeinträchtigungen hinterlassen, die aber, auf ein unausgelesenes um konfundierende Faktoren bereinigtes Kollektiv bezogen nur gering ausfallen. Eine selektive Beeinträchtigung bestimmter Gedächtniskomponenten oder der Aufmerksamkeitsleistung ließ sich psychometrisch nicht sichern. Ausnahmen hiervon sind unter Bezugnahme auf die einschlägige Literatur vor allem durch gefäßspasmenbedingte Infarkte zu erwarten. Damit ergibt sich ein weiterer Hinweis darauf, dass mnestische Störungen nach SAB gewisse Gemeinsamkeiten mit gedeckten Schädel-Hirn-Traumata aufweisen.