Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_04_27
DOI: 10.1055/s-2006-952886

Spontane Ruptur eines Leberkapselhämatoms bei einer Patientin mit HELLP-Syndrom

LC Hanker 1, A Reitter 2, F Louwen 2
  • 1Universitätsfrauenklinik Frankfurt am Main, Frankfurt am Main
  • 2Klinikum der J. Wolfgang Goethe Universität, Frankfurt

Einleitung: Schwangerschaftsspezifische hepatologische Erkrankungen stellen eine seltene Komplikation in der Schwangerschaft dar. Beim HELLP-Syndrom können Leberparenchymrupturen,-nekrosen und subkapsuläre Hämatome in bis zu 2% der Fälle vorkommen. Hierbei steigt die maternale Mortalität von 2–3% auf bis zu 50%.

Falldarstellung: Aufnahme einer 35jährigen Patientin(G I) in der 29+2 SSW mit HELLP-Syndrom und Präeklampsie. Innerhalb kürzester Zeit fulminanter Anstieg der Transaminasen(GOT1200IU/l, GPT816IU/l) und der D-Dimere(6,4mg/l) sowie Abfall der Thrombozyten(66/nl). Klinisch bei HELLP-Schub atemabhängige Schmerzen im Rücken mit Ausstrahlung in die rechte Schulter. Sonographische Darstellung eines Leberkapselhämatoms von 5,8×2,8cm. Unter Stabilisierung der maternalen Gerinnung(6FFP,2TK) und Durchführung einer RDS-Prophylaxe bei unauffälliger fetaler Dopplersonographie und CTG plötzliche Kreislaufinstabilität der Patientin 2h nach Primärdiagnose mit Hb-Abfall auf 6,3g/dl. Zusätzlich Missempfindung im Oberbauch mit sonographischem V.a. Ruptur des Hämatoms. Entschluss zur Notsectio bei maternaler Indikation unter Hinzuziehung der Chirurgie mit Entwicklung eines zyanotischen Frühgeborenen(Apgar0/1/0, pH-Na6,65), welches trotz Reanimationsmaßnahmen verstarb. Intraoperativ zeigte sich ein rupturiertes subkapsuläres Leberhämatom, welches durch Einlage einer Bauchtuchtamponade versorgt werden konnte.

Schlussfolgerung: Die Ruptur eines subkapsulären Leberhämatoms stellt eine seltene Komplikation des HELLP-Syndroms mit einer maternalen Mortalität bis zu 50% dar. Das Management dieser Situation erfordert eine enge Zusammmenarbeit zwischen Geburtshelfern und Chirurgen. Zur Reduktion der maternalen und fetalen Komplikationsrate sollte die Behandlung ausschließlich in geburtshilflichen Zentren mit einer entsprechenden viszeralchirurgischen Abteilung erfolgen. Ein konservatives Procedere des HELLP-Syndroms scheint bei Vorliegen eines Leberkapselhämatoms unkalkulierbar zu sein.