Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_04_09
DOI: 10.1055/s-2006-952868

Pathologische General Movements mit normaler Bewegungsquantität bei fetaler Akranie

M Heinrigs 1, M Knüppel 1, R Kästner 1, B Schiessl 1, F Kainer 1, K Friese 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Innenstadt- LMU München, München

Einführung: Die Entwicklung der Koordination der fetalen Motorik ist noch weitgehend ungeklärt. Es ist unklar, ob die Motorik von übergeordneten Zentren gesteuert wird, oder ob die Bewegungen von primitiven Zentren im Hirnstamm ausgelöst werden. Ziel der Untersuchung war es zu analysieren, ob eine Motorik bei Akranie überhaupt möglich und wenn ja, inwieweit die Qualität der Bewegung im Gegensatz zu gesunden Feten verändert ist.

Methode: Angewandt wurde Prechtls Methode der Qualitativen Bewegungsanalyse. Die Analyse erfolgte den Standards entsprechend anhand von Videodokumentationen anhand eines Score-Systems. Beurteilt werden die sechs Parameter Amplitude, Geschwindigkeit, Bewegungscharakter, Bewegungsablauf, Eleganz und die Erscheinung von Bewegungsanfang und – ende. Es wurden 2 Feten mit Akranie 17 SSW (Zwillinge mit TRAP-Sequenz) und ein Fet mit 25 SSW (Drillingsschwangerschaft) analysiert. Als Kontrollgruppe diente die Analyse von 20 nicht-behinderten, normal-entwickelten Feten.

Ergebnisse: Feten mit Akranie zeigten eine normale Bewegungsquantität der unteren Extremitäten. Rumpfbewegungen waren im Lumbalbereich darstellbar. Die Qualität der Bewegungen war jedoch deutlich reduziert. Komplexe Bewegungsmuster fanden nicht statt, es wurden nur isolierte Extremitätenbewegungen beobachtet. Die Bewegungsamplitude war reduziert und es zeigten sich repetitive Bewegungsmuster im Vergleich zum variablen Bewegungsmuster des Normkollektives.

Fazit: Das normale komplexe und variable fetale Bewegungsmuster wird von übergeordneten Zentren gesteuert. Für eine normale Quantität von Bewegungen ist das Vorhandensein von wenigen Nervenzellen ausreichend. Zur Beurteilung der Integrität des ZNS ist daher der qualitativen Bewegungsanalyse der Vorzug vor der quantitativen Analyse (Biophysikalisches Profil) zu geben.