Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_03_03
DOI: 10.1055/s-2006-952719

Stellenwert der MR-Pelvimetrie zur Beurteilung eines cephalopelvinen Missverhältnisses

SM Günter 1, A Gross 1, MH Carstensen 1
  • 1Geburtszentrum Albertinen-Krankenhaus, Hamburg

Einleitung: Bei ca. 4–6% der schwangeren Frauen besteht ein Missverhältnis zwischen dem Durchmesser des Geburtskanals und dem Kopf des Kindes. In dieser retrospektiven Studie soll der Stellenwert der MR-Pelvimetrie für die Planung eines individuellen Geburtenmanagements bei V.a. ein cephalopelvines Missverhältniss analysiert werden. Methodik: Hierfür wurden 152 Geburtsverläufe aus den Jahren 2004–2005 ausgewertet, bei denen nach operativer Entbindung aus entsprechender Indikaton eine MR-Pelvimetrie im Wochenbett durchgeführt wurde. Diese erfolgte in einem geschlossenen 1.5-T-System (Philips). Zur Beschreibung eines normalkonfigurierten Beckens galt eine Interspinaldistanz (ISD) Δ>100mm und eine Conjugata vera anatomica (CVA) Δ>110mm. Ergebnisse: 24 [15,8%] Frauen entschieden sich für eine primäre Sectio. 127 [83,6%] Geburtsverläufe wurden per sekundärer Sectio beendet und 2 per VE. Die durchschnittliche ISD maß 102mm±8,4mm und die CVA 118mm±9,7mm. 82 [54%] Frauen wiesen pathologische Beckenmaße auf. Ihre Kinder wogen im Schnitt 3630g mit einem Kopfumfang (KU) von Ø 35cm. 70 [46%] Mütter hatten ein normgerechtes Becken. Hier lag das Kindsgewicht bei Ø 4040g mit einem KU≥ 36,0cm in 39 [56%] Fällen. 19mal [27%] war der KU≥ 37,0cm. Es verblieben 31 [20,4%] Frauen, bei denen der Verdacht eines cephalopelvinen Missverhältnisses weder durch die MR-Pelvimetrie noch anhand des Kopfumfanges, bzw. Geburtsgewicht bestätigt werden konnte. Schlussfolgerung: In 121 Fällen (79,6%) bestätigte sich der V.a. ein Missverhältnis anhand pathologischer Beckenmaße sowie kindlicher Daten. Für die Beratung dieser Frauen zum Geburtsmodus künftiger Schwangerschaften ist eine Prognose der Wiederholung einer geburtsmechanischen Problemsituation in Kenntnis der MR-Pelvimetrie in guter Qualität möglich. Bei 84 [66%] der Schwangeren dieser Studie, die einen Spontanpartus versucht haben, hätte ein pathologischer Geburtsverlauf mit der Folge einer sekundären Sectio vermieden werden können.