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DOI: 10.1055/s-2006-952693
Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH) unter zytostatischer Therapie mit Vinorelbin bei metastasiertem Mammakarzinom
Hintergrund: Das SIADH ist die häufigste Ursache einer normovolämischen Hyponatriämie und stellt eine seltene Nebenwirkung zytostatischer Therapien dar (1).
Erstmalig wurde 1998 das Auftreten eines SIADH bei einer zytostatischen Therapie mit Vinorelbin beschrieben (2). Wir berichten über einen weiteren Fall, der unter Behandlung mit dem semisynthetischen Vinca-Alkaloid Vinorelbin aufgetreten ist.
Fallbericht: Bei einer 79-jährigen Patientin wurden 3 Jahre nach Erstdiagnose eines Mammakarzinoms Knochen- und Lebermetastasen festgestellt. 7 Tage nach Beginn einer palliativen Chemotherapie mit Vinorelbin musste die Patientin wegen Bewußtseinseintrübung und körperlicher Schwäche stationär aufgenommen werden. Laborchemisch fand sich eine ausgeprägte Hyponatriämie (114,4 mmol/l). Die Therapie bestand in einer Flüssigkeitsbilanzierung und einer Infusionsbehandlung mit physiologischer Kochsalzlösung. Noch drei Tage nach Therapiebeginn war die Osmolalität im Serum mit 266 mmol/kg erniedrigt (Norm: 275–295 mmol/kg). Nieren-, Nebennieren- und Schilddrüsenwerte waren unauffällig. Eine MRT-Untersuchung ergab keinen Hinweis auf Hirnmetastasen, Hirnödem oder zerebrovaskuläre Komplikationen. Die Patientin erholte sich rasch und konnte 12 Tage nach Therapiebeginn ohne neurologische Symptomatik entlassen werden.
Fazit: Die Diagnose des SIADH basierte auf der typischen hypoosmolaren Hyponatriämie in Zusammenhang mit einer primär neurologischen Symptomatik. Bei entsprechenden Laborbefunden und klinischer Symptomatik sollte die Entwicklung eines SIADH als seltene Nebenwirkung einer Behandlung mit Vinorelbin in Betracht gezogen werden. Die Natriumkonzentration darf im Rahmen der Therapie nur langsam gesteigert werden, um die Auslösung einer pontinen Myelinolyse zu vermeiden.