Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_03_21
DOI: 10.1055/s-2006-952666

Einfluss der Endothelin-Achse auf das Migrations- und Invasionsverhaltens von Mammakarzinomzellen.

P Wülfing 1, M Smollich 1, C Kersting 2, I Radke 1, J Tio 1, M Götte 1, L Kiesel 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Münster
  • 2Gerhard-Domagk-Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Münster, Münster

Hintergrund: Die Endothelin (ET)-Achse, welche aus den Isoformen ET-1, ET-2 und ET-3, sowie den Rezeptoren, ETAR und ETBR, besteht, ist für die Entstehung und Progression von Tumoren von Bedeutung. Wir haben zuvor zeigen können, dass die ET-Achse beim Mammakarzinom überexprimiert ist und eine Korrelation mit aggressiveren Tumoren und einem schlechteren Überleben besteht. Ziel der aktuellen Studie war zu untersuchen, ob ein Zusammenhang zwischen der ET-Expression und der Migration bzw. Invasion von Mammakarzinomzellen besteht.

Methoden: Bei verschiedenen Zellinien wurden die Effekte von ET-1 bzw. Atrasentan (ABT-627), einem selektiven ETAR-Antagonisten, auf das Migrations- und Invasionsverhalten untersucht. Ferner haben wir Tissue microarrays (TMA) mit Gewebeproben aus Primärtumor und korrespondierenden Lymphknotenmetastasen von 35 nodal-positiven Mammakarzinom-Patientinnen konstruiert und die Expression von ET-1 und ETAR immunhistochemisch untersucht.

Ergebnisse: Die Inkubation der Mammakarzinomzellen mit ET-1 führte zu einer signifikanten Steigerung der Migration und Invasion. Dieser Effekt wurde durch den ETAR-Antagonisten komplett aufgehoben. Ferner wurde das basale Invasionsverhalten der Zellinien (ohne ET-1) gehemmt. Die Analyse der TMAs ergab für ETAR einen signifikanten Zusammenhang mit der lymphogenen Metastasierung: 53% Primärtumoren verglichen mit 82% Lymphknoten(LK)-Metastasen waren ETAR-positiv (p=0,021). Bei 11/27 Patientinnen mit einer ETAR-positiven LK-Metastase (41%) war der Primarius ETAR-negativ, während alle Patientinnen mit stark ETAR-exprimierendem Primärtumor (n=10) ebenfalls ETAR-positive LK-Metastasen hatten (p=0,055).

Diskussion: Diese Daten deuten auf einen Einfluss der ET-Achse auf das Migrations- und Invasionsverhalten von Mammakarzinomzellen hin. Da diese Eigenschaften in vitro durch den Einsatz eines selektiven ETAR-Antagonisten gehemmt werden, könnte ETAR möglicherweise als molekulares Target bei der Therapie des Mammakarzinoms dienen.