Bei der XY-Gonadendysgenesie (Swyer-Syndrom) handelt es sich um eine Störung der Geschlechtsdeterminierung
durch Mutationen des Y-chromosomalen SRY-Gens oder autosomaler Gene, wie z.B. SF-1, SOX9 und WT1. Auch Duplikationen der X-chromosomalen DSS-Region können zur Entstehung von dysgenetischen
Gonaden und weiblichem Phänotyp bei XY Karyotyp führen.
Es wurden 23 Patientinnen mit reiner oder partieller XY-Gonadendysgenesie klinisch
und molekulargenetisch untersucht. Hierbei zeigten 20 Patientinnen ein unauffälliges
äußeres Genitale, bei einer Patientin fand man eine Klitorishypertrophie und bei zwei
der Patienten ein intersexuelles externes Genitale. Bei allen untersuchten Frauen
zeigten sich hypoplastische Uteri und die bei 14 Patientinnen histologisch untersuchten
Streakgonaden wiesen in 35, 7% bereits eine Entartung zu Gonadoblastomen und Dysgerminomen
auf.
Die molekulargenetischen Untersuchungen beinhalteten die Karyotypisierung, eine Mutationssuche
im SRY-Gen mittels PCR und direkter Sequenzierung und die Suche nach Duplikationen in der
X-chromosomalen DSS-Region Xp21.3 durch Hybridisierung von Dosis-Southern-Blots. Es
wurde eine komplette Deletion des ganzen SRY-Gens, eine sporadische Basentransition L101F und eine familiäre 9bp-Deletion 85delGCGAAACTC
bei zwei betroffenen Schwestern gefunden; die beiden letztgenannten Veränderungen
sind bisher von keiner anderen Arbeitsgruppe beschrieben worden. Durch Hybridisierung
der Dosisblots mit verschiedenen X-chromosomalen Gen-Sonden konnte bei einer Patientin
gezeigt werden, dass auch Duplikationen X-chromosomaler Anteile, die nicht das Gen
DAX1 beinhalten zu einer gestörten Geschlechtsentwicklung bei XY-Karyotyp führen können.
Die Ursachen für die Entstehung des Swyer-Syndroms sind bei den meisten Patientinnen
jedoch bislang ungeklärt und es wird Aufgabe weiterer molekulargenetischer Untersuchungen
sein, diese noch fehlenden Mosaiksteine in der Geschlechtsdeterminierungskaskade zu
erforschen.