Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_01_35
DOI: 10.1055/s-2006-952453

Nikotinabusus in der Schwangerschaft als Ursache für schwere Wachstumsretardierung ohne Gestoseproblematik

B Hinken 1, K Bartz 1, D Arndt 1, D Grabow 2, D Grabow 1, G Schwesinger 3
  • 1Klinikum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Klinik u. Poliklinik für Gynäkologie u. Geburtshilfe, Greifswald
  • 2Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Greifswald
  • 3Institut für Pathologie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Greifswald

Frage: Kann alleiniger starker Nikotinabusus der Mutter ohne zusätzliche Gestose eine schwere Plazentainsuffizienz (PI) mit Retardierung verursachen? Methode: Es werden drei Fälle mit Biometrie, Dopplersonographie und geburtshilflichem Management beschrieben. Ergebnisse: Bei einer 29-j. 2.G., 0.P. (Z.n. Interruptio) wurde in der 21.SSW ein bilateraler notch der A.uterinae festgestellt. In der 26+5 SSW Aufnahme bei schwerer PI mit hämodynamischer Einschränkung, Zentralisation und Retardierung. Nach RDS- Prophylaxe führten wir in der 27+0 SSW die primäre Sectio durch (Kind: männl., 555g, APGAR 9/9/9). Bis auf den Abusus der Mutter von 20 Zigaretten /d ließ sich kein weiterer Risikofaktor finden. Im zweiten Fall Aufnahme einer 22-j. 2.Gravida, 0.P. (Z.n. Abort) in der 26+3 SSW wegen Oligohydramnion, fetaler Zentralisation und schwerer Retardierung. Primäre Sectio in der 26+5 SSW (Kind: weibl., 400g, APGAR 5/8/9). Der Nikotinabusus der Mutter betrug 15 Zigaretten /d. Auch hier trotz umfangreicher Untersuchungen (HELLP-Symptomatik, Gestose, Infektion) keine andere Ursache. Im dritten Fall handelt es sich um eine 4.G., 3. P. (Z.n. Abort und Totgeburt 27.SSW), die in der 25.+6.SSW wegen schwerer Retardierung, reverse flow in der A.umbilicalis, aufgehobener fetaler Zentralisation und noch positivem Ductus venosus aufgenommen wurde. Zunächst aufgrund der ungünstigen Prognose protrahieren der Schwangerschaft dann Entschluss wegen pathologischem CTG in der 26+5 SSW zur primären Sectio caesarea (Kind: männl., 570g, APGAR 7/8/9). Der angegebene Abusus betrug hier ca 10 Zigaretten/d. Weitere Risikofaktoren (Gestose, HELLP-Symptomatik, Chromosomenstörung, Thrombophilie) fanden sich nicht. Schlussfolgerungen: Selbst bei alleinigem Nikotinabusus kann es zu schweren Retardierungen aufgrund einer chronischen PI kommen. So erhält die nachdrücklichen Aufklärung in der Frühschwangerschaft eine erhebliche Bedeutung und bei Risiko frühzeitig die Dopplersonographie veranlasst werden.