Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_01_33
DOI: 10.1055/s-2006-952451

Zervixpolyp in der Schwangerschaft

MK Graeser 1, D von Dehn 1, M Hoopmann 1, P Mallmann 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Köln, Klinikum der Universität zu Köln, Köln

Kasuistik: Eine 30. Jährige II Gravida, I Para, stellte sich in der 31. SSW mit einem, seit Beginn der Schwangerschaft nachweisbaren Zervixpolypen vor. Bislang lediglich Beobachtung. Bei zunehmendem Wachstum und progredienter Blutungsneigung Vorstellung mit der Frage der Resektion. Bei der Untersuchung ca. 2×2 cm großer, bis in den Introitus reichender Polyp, mazeriert und auf Kontakt blutend. Zytologische Untersuchung unauffällig, sonographisch zeigt sich ein zeitgerecht entwickelter Fet. Zervixverkürzung auf 19mm, Zervikalkanalerweiterung auf 4,5mm. Der Stiel des Polypen reichte bis an den inneren Muttermund. Auffallend war eine dopplersonographisch kräftige Vaskularisation mit niedrigem Flusswiderstand (RI 0,49). Aufgrund des progredienten Wachstums und starker Blutung wurde in der 36. SSW die Indikation zur Polypektomie mittels Schlinge gestellt, histologisch benigner Befund. Aufgrund einer persistierenden Beckenendlage wurde sie in Terminnähe primär sektioniert.

Diskussion: Zervixpolypen in der Schwangerschaft werden in der Literatur selten beschrieben, so dass keine genauen Angaben zu ihrer Inzidenz gemacht werden können. In der Frühschwangerschaft können sie aufgrund einer von Ihnen ausgehenden Blutung mit einem Abortgeschehen verwechselt werden. Insbesondere die negative Beeinflussung der Vaginal- und Zervikalflora fördern Infektionen und deren Risiko bezüglich Abort und Frühgeburt. Weiterhin sollte gerade bei auffallender Blutungs- und Wachstumsneigung ein Entartungsrisiko von 1,7% bedacht werden. Aufgrund der niedrigen Inzidenz gibt es keine Richtlinien für die Behandlung von Zervixpolypen in der Schwangerschaft, es muss eine individuelle Entscheidung getroffen werden. Insgesamt sollte das operative Vorgehen während später Schwangerschaftswochen streng indiziert werden, da mit einem hohen Blutungsrisikos zu rechnen ist. Die Dopplersonographie hilft bei der Einschätzung der Vaskularisation und Lokalisation des Gefäßstieles.