Ziel: Humane Papilomviren (HPV) sind ursächlich für die Entstehung des Zervixkarzinoms
verantwortlich. Impfstoffe, die Schutz vor den HPV-Genotypen 16 und 18 bieten, sind
in der klinischen Entwicklung. Ziel dieser Studie war, langfristige Effekte einer
HPV-Impfung auf die Inzidenz und Mortalität des invasiven Zervixkarzinoms in Deutschland
abzuschätzen.
Methodik: Mittels eines entscheidungsanalytischen Monte-Carlo-Simulationsmodell wurde der Impfeffekt
auf die lebenslange Inzidenz von Zervixkarzinom und auf die Lebenserwartung einer
Kohorte von 409.800 10-jähriger Mädchen untersucht. Das Modell basiert auf Inzidenz-
und Mortalitätsdaten des saarländischen Krebsregisters (Durchschnitt 1996–2000). Die
Impfstoffeffektivität beträgt 95%. Es wurde eine Teilnahmerate von 100% an einer Impfung
im Alter zwischen 10 und 25 Jahren angenommen. HPV-16 und HPV-18 sind für 73,5% der
Zervixkarzinome verantwortlich. In Sensitivitätsanalysen wurden Variationen der Annahmen
hinsichtlich der relativen Reduktion von Krebs- und Todesfällen untersucht.
Ergebnisse: Ohne Impfung kommt es zu 4.642 Krebsfällen (kumulierte Lebensinzidenz: 1,1%) und
1.642 Todesfällen (Letalität: 35,4%). Die Impfung 10-jähriger reduziert diese Zahl
um jeweils 70%, was zu einem Gewinn von 23.221 Lebensjahren in der Gesamtkohorte führt.
358 Mädchen müssen geimpft werden, um einen Todesfall zu verhindern. Eine spätere
Impfung im Alter von 25 Jahren verhindert 36% aller Krebs- und 48% aller Todesfälle.
Das Modell reagiert sensitiv bei Variationen von Impfrate, HPV-16/18-Anteilen und
Impfstoffeffektivität.
Schlussfolgerungen: Die HPV-Impfung Jugendlicher kann die trotz des Krebsfrüherkennungsprogramms In Deutschland
noch bestehende Krankheitslast am Zervixkarzinom wesentlich reduzieren. Auch die Impfung
junger Erwachsener stellt einen bedeutenden Nutzen dar. Die HPV-Impfung empfiehlt
sich als Ergänzung zur bestehenden Krebsfrüherkennung.