Hintergrund: Die gynäkologische Untersuchung (GU) ist sie die häufigste Interaktion zwischen Frauenarzt/-ärztin
und Patientin. Die verbale Mitteilung der Gefühle und Empfindungen seitens der Patientin
ist ebenso selten (Situationsstress, „steiles Machtverhältnis“, Scham), wie zuverlässig
die rationale Wahrnehmung derer durch den Arzt ist.
Zielsetzung: Identifizierung und Deutung von körpersprachlichen Signalen während GU im Hinblick
auf präexistente Angst und Depressivität sowie auf positives bzw. negatives Erleben
der GU (Geborgenheit, Vertrauen, Schmerz, Scham, Ausgeliefertsein).
Methode: 61 Patientinnen einer Uniklinik (15–34J., Median 24). Ausschlusskriterien: Erstuntersuchung,
Malignität, bekannte Schwangerschaft, Einnahme von Psychopharmaka. Zwei Untersucher:
männlich bzw. weiblich. Evaluierung von Körpersprache der Patientin anhand eines durch
Ärztin/Arzt ausgefüllten Fragebogens. Identifizierung von Angst/Depression anhand
von Hospital Anxiety and Depression Scale, STAI-1 (Zustand) und STAI-2 (Persönlichkeitsmerkmal).
Erfragung von Empfindungen der Patientin mit strukturiertem Fragebogen (parallel von
Ärztin/Arzt und Patientin nach der Untersuchung ausgefüllt). Statistik: Chi2 nach Pearson, schrittweise Regression, p<0,05.
Ergebnisse: Es wurden negative und positive nonverbale Prädiktoren identifiziert. Angespannte Ganzkörperhaltung auf dem Untersuchungsstuhl, geschlossene Beinhaltung, über Brust/Bauch gekreuzte Hände deuteten auf erhöhte Angst bzw. Depressivität hin und/oder hingen mit schmerzhaftem
Empfinden der Vaginaluntersuchung, Unbehagen bei Speculum und vermindertem Vertrauen
zum Arzt zusammen. Entspannt am Körper liegende Arme waren aussagekräftigster Prädiktor für geringe Ängstlichkeit und selteneres Unbehagen
bei Speculum- und Rektaluntersuchung, und hingen mit Gefühl der Geborgenheit während
GU stark zusammen. Weitere positive Prädiktoren: Hände unter dem Kopf liegend und entspannte Ganzkörperhaltung auf dem Stuhl.