Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - FV_G_01_03
DOI: 10.1055/s-2006-952227

Detektion atrio-ventrikulärer und interventrikulärer Dyssynchronie mittels Tissue Doppler Imaging (TDI) am fetalen Herzen

J Steinhard 1, J Heinig 1, R Schmitz 1, OA Breithardt 2, L Kiesel 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Münster, Münster
  • 2I. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Mannheim, Mannheim

Einleitung: Die Gewebedopplerechokardiographie (engl. Tissue Doppler Imaging, TDI) ist eine neue Technik zur Quantifizierung der myokardialen Bewegung und Deformation. Die Aquirierung von Rohdatenloops ermöglicht eine vergleichende offline-Analyse unterschiedlicher myokardialer Segmente. Diese Technik etabliert sich in der Kardiologie als Instrument zur Erfassung von regionaler myokardialer Dysfunktion (z.B. Ischämie) und zur Detektion einer myokardialen Dyssynchronie. Es liegen derzeit nur sehr begrenzte Erfahrungen in der fetalen Echokardiographie vor.

Material und Methoden: Über 1,5 Jahre wurden prospektiv mehr als 600 fetale Echokardiographien ab der 20. Schwangerschaftswoche mittels TDI durchgeführt. Dabei wurden weit über 3000 Rohdatenloops, z.T. im Schwangerschaftsverlauf, aufgezeichnet. Ausgewertet wurden die regionalen myokardialen Wandbewegungsgeschwindigkeiten, sowie relevante systolische und diastolische Zeitparameter im Bereich des atrialen und ventrikulären Myokards.

Ergebnisse: Am fetalen Herzen konnten auswertbare TDI Kurven der longitudinalen und radialen myokardialen Wandbewegung aquiriert werden. Regelmäßige gelang eine Erfassung der mechanischen atrio-ventrikulären Überleitungszeit. Als Maß für die interventrikuläre Synchronie können systolische Parameter wie IVC time to peak; IVC end oder peak-Systole herangezogen werden. Im genannten Kollektiv gelingt mit dieser Technik weltweit erstmals die Darstellung einer interventrikulären Dyssynchronie bei Vorliegen eines Schenkelblocks und atrialer Dyssynchronie bei z.B. fetalem WPW-Syndrom.

Schlussfolgerung: TDI ermöglicht eine quantitative Analyse der fetalen Myokardfunktion und erlaubt eine erweiterte fetale Herzdiagnostik mit Erkennung bisher nicht detektierbarer fetaler Herzrhythmusstörungen.