Z Gastroenterol 2006; 44 - K88
DOI: 10.1055/s-2006-951277

Angina abdominalis – Interdisziplinäre Diagnostik und Therapie am Beispiel eines Patienten mit hochgradigen Stenosen des Truncus coeliacus und der Aa. mesenterica superior und inferior bei einem Leriche-Syndrom

S Gregor 1, D Schmischke 1, M van Offern 2, A Gaitzsch 1
  • 1Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinik für Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Lehrstuhl Chirurgie I der Universität Witten Herdecke, Köln, Germany
  • 2Radiologische Klinik, Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Krankenhaus Köln-Merheim, Köln, Germany

Anamnese und Vorbefund: Ein 50Jähriger Mann stellte sich mit einem subakuten, peripher-neurologisch unauffälligem, kernspintomographisch gesichertem Leriche Syndrom in mehreren gefäßchirurgischen Kliniken vor. Der Aortenverschluss reicht nach proximal bis exakt an den Abgang der großkallibrigen, die Hauptversorgung des Darms tragenden, A. mesenterica inferior heran. Es besteht eine kollateralisierte Beinversorgung über die A. mesenterica inferior, Aa. iliolumbalis und Interkostalarterien.

Aufnahmebefund: In der initial durchgeführten Diagnostik zeigten sich darüber hinaus als bedrohlichste Diagnosen zusätzliche hochgradige Abgangsstenosen des T. coeliacus und der Aa. mesenterica sup. et inf. mit resultierend hochgradig gefährdeter Perfusion des Intestinums.

Therapie: Da der Patient zunächst im Rahmen einer depressiven Episode jedwede Operation ablehnte, erfolgte eine Angiographie über die rechte A. brachialis mit PTA und Stenteinlage der A. mesenterica superior (mit verbleibender kleiner Reststenose). In gleicher Sitzung erfolgt eine PTA der A. mesenterica inferior. Die zu einem späteren Zeitpunkt anvisierte PTA des Truncus coeliacus und Stentverlängerung über die Reststenose der A. mesenterica superior lehnte der Patient ab, obwohl er einer Operation des Leriche-Syndroms (allerdings nur über Zugänge durch die Leisten) zwischenzeitlich zustimmte. Somit konnte eine beidseitige retrograde Thrombendarteriektomie angeschlossen werden.

Follow-up: Im Follow up ist der Patient bisher beschwerdefrei. Die Vervollstäbdigung der Therapie lehnt er am ehesten depressiosbedingt trotz psychiatrischer Behandlung weiterhin ab.

Schlussfolgerung: Der beschriebene Fall zeigt eindrücklich die Erfordernisse der intensiven interdisziplinären Zusammenarbeit von Viszeralchirurgie, Gefäßchirurgie und Radiologie in der Behandlung der ausgedehneten Arteriosklerose der Viszeralarterien.

Häufig müssen weitere Abteilungen (wie in unserem Fall die Kollegen der Psychiatrie) eng in die Behandlung eingebunden werden. Mit den durch z.B. die geänderte Weiterbildungsordnung anstehenden Veränderungen werden damit steigende Anforderungen an die interdisziplinäre Kommunikation gestellt, will man den Patienten auch zukünftig optimale Therapieoptionen anbieten können.