Z Gastroenterol 2006; 44 - K59
DOI: 10.1055/s-2006-951248

Vakuumversiegelung bei einem Patienten mit Fournier'scher Gangrän (nekrotisierender Fasziitis)

GF Weber 1, D Doll 1, M Glapa 2, S Lenz 2, W Düsel 2, G Winde 3, A Lieber 2
  • 1Klinikum rechts der Isar, TU München, Chirurgische Klinik, München, Germany
  • 2Bundeswehrkrankenhaus Berlin, Abteilung für Chirurgie, Berlin, Germany
  • 3Klinikum Kreis Herford, Abteilung für Allgemein-, Thorax- und Visceralchirurgie, Herford, Germany

Einleitung: Bei der Fournier'schen Gangrän handelt es sich um eine seltene, schnell fortschreitende schwere Weichteilinfektion mit hoher Letalität. Für das Überleben der Patienten sind frühzeitige Diagnosestellung und rasch einsetzende Therapie entscheidend. Wir berichten über einen Patienten mit schwerer Fournier'scher Gangrän, der sich mit schmerzhafter Rötung sowie beginnender Nekrosebildungen perineal/skrotal vorstellte.

Ziele: Wir setzten bereits in der frühen postoperativen Phase die Vakuumversiegelung ein. Ziel war die Entfernung aller makroskopisch nicht erkennbaren Nekrosezonen, Ableitung des Wundsekrets sowie die Sepsis unterhaltenden bakteriellen Toxine.

Methodik: Der Notfalleingriff wurde nach ausgedehnter Weichteilexzision unter Mitnahme der linken Skrotalhälfte und von Teilen der Peniswurzel sowie nach Anlage eines antiseptischen Verbandes und Maßnahmen zur Verhinderung von Wundrandretraktion beendet. Es folgten VW in Narkose, am zweiten Tag wurde ein weitgehend sauberer Wundgrund vorgefunden. Wir entschlossen uns daraufhin zu einer Vacuseal-Behandlung. Das sichere Abdichten der Okklusionsfolien war in diesen Körperregionen unmöglich, weshalb mittels Pumpe ein „dynamisches Vakuum“ hergestellt wurde. Unsere Maßnahmen zur Begrenzung der Wundrandretraktion setzten wir fort. Nach anfänglich zweitägiger „Schwammwechsel“ über 12 Tage führten wir von inguinal bis skrotal eine Wundrandadaptation durch; der noch verbliebene perianale Defekt mit der nun fadendrainierten transsphinkteren Analfistel wurde der Sekundärheilung unter lokal antiseptischen Maßnahmen überlassen. Nach 38 Tagen der Hospitalisierung wurde der Patient mit einem oberflächlichen Restdefekt in die ambulante Betreuung entlassen.

Ergebnis: Nach weiteren drei Monaten zeigte sich neben dem mittlerweile epithelialisierten Defekt eine geringgradige Penisdeviation nach links, die den Patienten aber nicht belastete. Beide Hoden wurden sonographisch als gleich groß und gut perfundiert befundet.

Zusammenfassung: Bei einem Patienten mit ausgedehnter Fournier'scher Gangrän konnte aufgrund einer temporären Wundkonditionierung mit Vacuseal-Verbänden (einschließlich Debridements) eine Heilung der Krankheit und ein Verschluss der ausgedehnten Weichteildefekte ohne Hodenverlust erreicht werden.