Anamnese: Eine 23 Jahre alte Patientin stellte sich wegen einer therapierefraktären Anämie
und Gewichtsverlusts von 20kg in den letzten 18 Monaten vor. Im Jahr vor der aktuellen
Vorstellung war auswärts eine ausgiebige Diagnostik mit mehrfachen Stuhluntersuchungen,
zweimaliger Ösophago-Gastro-Duodenoskopie und Koloskopie mit Probenentnahmen, gynäkologischer
Untersuchung und Computertomographie des Abdomens ohne wegweisende Befunde durchgeführt
worden. H2-Atemtests mit Glukose, Laktose und Fruktose waren ebenfalls ohne pathologischen
Befund gewesen. Drei Beckenkammbiopsien hatten Hinweise für eine Frühform eines myeolodysplastischen
Syndroms gezeigt. Die Patientin hielt eine normale Diät ein und hatte drei geformte
Stühle pro Tag, ohne Blut- oder Schleimbeimengungen. Befund: Gewicht 46kg bei 168cm
(BMI 16). Hb 10,1g/dl, MCV 73 fl, CRP 5,6mg/dl, Albumin 1,9g/dl, Folsäure 1,2 ug/l
(>2,8), Transferrinsättigung 6%. Ferritin mit 80 ug/l und Vitamin B12 unter Substitution
mit 557 ng/l normwertig, Transglutaminase-Antikörper negativ.
Diagnostische Maßnahme: Eine Doppelballonendoskopie (Push-and-Pull) bis 240cm distal des Pylorus zeigte beginnend
im tiefen Jejunum und nach distal zunehmend entzündliche Schleimhautläsionen mit konfluierenden
Fibrinbelägen und fissuralen Ulzerationen. Die Läsionen wurden biopsiert. Histologisch
zeigte sich eine schwergradige chronisch ulzerierende Entzündung der Jejunum-Schleimhaut
passen zu einem Morbus Crohn.
Diskussion und Verlauf: Unter einer immunsuppressiven Therapie mit Prednisolon und Azathioprin wird ein Rückgang
der klinischen und laborchemischen Befunde mit ansteigendem Hb-Werten und Gewichtszunahme
von 7kg beobachtet. Eine auf den proximalen Dünndarm begrenzte Manifestation eines
Morbus Crohn ist mit weniger als 3% aller Crohn-Erkrankungen selten. MRT-Sellink,
Videokapselendoskopie und Doppelballonendoskopie (DBE) sind wichtige diagnostische
Instrumente; nur die DBE erlaubt jedoch die Probenentnahme und histologische Sicherung
der Diagnose.