Architekturveränderungen der Leber im Sinne einer Peliosis hepatis werden sonographisch
nicht so häufig bemerkt, dass diese Anomalie Aufnahme in alle Atlanten der Ultraschalldiagnosik
gefunden hätte.
Kasuistik: Eine 45-jährige nicht ganz schlanke Patientin, 88kg/167cm empfand uncharakteristische,
vorwiegend rechtsseitige Oberbauchbeschwerden. Anamnestisch ist neben einem Typ 2
Diabetes eine 15 Jahre dauernde, nahezu ununterbrochene Einnahme von Kontrazeptiva
erwähnenswert. Klinische Hinweise für das Vorliegen eines Tumorleidens bestanden nicht.
Bei der daraufhin veranlassten Oberbauchsonographie fand sich neben einer Steatosis
hepatis bei erhaltener Organstruktur und einer fokalen nodulären Hyperplasie eine
echoarme Raumforderung, deren Sonomorphologie unzweideutig malignomverdächtig erschien.
Nach Einweisung der Patientin zur Tumordiagnostk erfolgte zunächst eine Resovist MR
Untersuchung.
Befund: Nachweis einer nativ in T 1 und T 2 isointensen und in der biliären Phase hyperintensen
Läsion mit Septierung im Segment 8 von 3cm Ausdehnung, die einer klassischen FNH mit
zentraler Narbe entspricht. Darüberhinaus Abgrenzung einer weiteren Läsion von 3,3×2,9cm
im Segment 2, die sich in T 1 isointens, in T 2 hyperintens darstellt und in der biliären
Phase sich hypointens abbildet. Danach besteht der dringende Verdacht auf eine maligne
Läsion in diesem Bereich. Zur Klärung der Dignität der tumorsuspekten Leberläsion
erfolgte eine ultraschallgestützte Biopsie.
Histologie: In mehreren Teilen vorliegender Leberpunktionszylinder mit nur 8 Portalfeldanschnitten.
Mäßiggradige Zellschwellung mit geringgradiger peribiliärer Plasmabasophilie und Anisonukleose.
Zahlreiche Lochkerne, keine Verfettung. Sinusoidektasien, einzelne Portalfelder zeigen
sich geringgradig fibrös verbreitert und rund-, bzw. gemischtzellig infiltriert. Die
Leberarchitektur ist durchgängig erhalten.
Diagnose: Morphologische Zeichen für gestörte Glucosetoleranz, möglicherweise kontrazeptiv
bedingte Sinusoidektasien. Kein Tumorgewebe nachweisbar.
Kommentar: Diese Falldarstellung verdeutlicht, dass hyperkalorische Ernährung und Einnahme von
Kontrazeptiva zu histomorphologisch unterschiedlichen, annehmbar durch ähnliche Pathomechanismen
hervorgerufenen Störungen der Leberarchitektur führen können.