RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2006-951133
Entstehung von Adenomen im Pouch und im Dünndarm bei FAP-Patienten nach Koloproktektomie mit ileoanaler Pouchanlage
Einleitung: Bei der familiären adenomatösen Polyposis coli (FAP) ist die prophylaktische Koloproktektomie die Therapie der Wahl, um die sichere Entstehung eines kolorektalen Karzinoms zu verhindern. Die Anlage eines ileoanalen Pouches gewährleistet zusätzlich eine Ersatz-Reservoirfunktion und damit eine erhöhte Lebensqualität. Uns ist aufgefallen, dass mit zunehmender Laufzeit des ileoanalen Pouches nicht nur Adenome im Pouch selbst (PA), sondern auch im Dünndarm (DA) der operativ therapierten Patienten entstehen. Die genaue Inzidenz und Dignität dieser Dünndarm-Adenome ist nicht bekannt, was durch die Schwierigkeit der Untersuchung dieses Darmabschnittes gegeben ist.
Methodik: Insgesamt 30 FAP-Patienten haben sich einer Koloproktektomie mit Pouchanlage unterzogen. Postoperative Follow-ups inklusive einer Pouchoskopie wurden in regelmäßigen Abständen von 3, 6 und 9 Monaten durchgeführt. Eine Kapselendoskopie erfolgte einmalig postoperativ bei allen Patienten mit nachgewiesenen Pouchadenomen. Im Falle von Pouchadenomen wurde eine lokale Therapie mit dem Cyclooxygenase-Inhibitor Clinoril begonnen.
Ergebnis: PA traten bei 7 Patienten (23%)im Mittel 6 Jahre nach erfolgter Operation auf. Alle Patienten mit PA zeigten auch DA in der Kapselendoskopie. Die lokale Therapie der PA mit Clinoril führte bei 6 von 7 Patienten zu einer Ausheilung im Mittel 6 Monate nach Beginn der Therapie.
Patient |
Patient |
Erstdiagnose FAP |
Datum Kapselendoskopie |
Auftreten von Pouchadenomen |
Histologie |
Lokalisation/Anzahl Dünndarmadenome (DA) |
1 |
19/m |
1998 |
09/2000 |
- |
sporadische hyperplastische Lymphfollikel |
distaler Dünndarm/ multiple DA |
2 |
40/m |
1983 |
08/2002 |
2002 |
tubulo- villöse Adenome mit low-grade Dysplasie |
distales Duodenum und Jejunum/multiple DA |
3 |
25/m |
1996 |
keine Angaben |
2001, 2003, 2004 |
tubuläre Adenome mit low-grade Dysplasie |
keine Angaben |
4 |
46/m |
1994 |
11/2002 |
2001, 2002, 2003 |
Tubulo- villöses Adenom mit low-grade Dysplasie |
Proximaler Dünndarm/multiple DA |
5 |
41/w |
1996 |
12/2002 |
2002, 2003 |
tubuläres Adenom mit low-grade Dysplasie |
mittlerer Dünndarm/2 DA |
6 |
28/w |
1993 |
01/2003 |
2003 |
tubuläre Adenome mit low-grade Dysplasie |
gesamter Dünndarm/ multiple DA |
7 |
34/w |
1996 |
01/2003 |
2003 |
tubuläre Adenome mit low-grade Dysplasie |
distaler Dünndarm/ multiple DA |
8 |
33/m |
2000 |
01/2003 |
2003 |
tubuläre Adenome mit low-grade Dysplasie |
distaler Dünndarm/2 DA |
Schlussfolgerung: Nach ileoanaler Pouchanlage besteht die Gefahr der Entstehung von Adenomen im Pouch. Gleichzeitig können Adenome im Dünndarm auftreten, die den Patienten durch die Möglichkeit der malignen Entartung gefährden. Mit der Einbeziehung der Kapselendoskopie in das Nachsorge-Schema könnten diese Adenome aufgespürt werden und unter adäquater Therapie und Monitoring zur Ausheilung gebracht werden.