Z Gastroenterol 2006; 44 - CP47
DOI: 10.1055/s-2006-951133

Entstehung von Adenomen im Pouch und im Dünndarm bei FAP-Patienten nach Koloproktektomie mit ileoanaler Pouchanlage

AC Schulz 1, AJ Kroesen 1, S Faiss 2, HJ Buhr 1
  • 1Campus Benjamin Franklin, Charité, Klinik für Allgemein-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Berlin, Germany
  • 2Allgemeines Krankenhaus Barmbek, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Hamburg, Germany

Einleitung: Bei der familiären adenomatösen Polyposis coli (FAP) ist die prophylaktische Koloproktektomie die Therapie der Wahl, um die sichere Entstehung eines kolorektalen Karzinoms zu verhindern. Die Anlage eines ileoanalen Pouches gewährleistet zusätzlich eine Ersatz-Reservoirfunktion und damit eine erhöhte Lebensqualität. Uns ist aufgefallen, dass mit zunehmender Laufzeit des ileoanalen Pouches nicht nur Adenome im Pouch selbst (PA), sondern auch im Dünndarm (DA) der operativ therapierten Patienten entstehen. Die genaue Inzidenz und Dignität dieser Dünndarm-Adenome ist nicht bekannt, was durch die Schwierigkeit der Untersuchung dieses Darmabschnittes gegeben ist.

Methodik: Insgesamt 30 FAP-Patienten haben sich einer Koloproktektomie mit Pouchanlage unterzogen. Postoperative Follow-ups inklusive einer Pouchoskopie wurden in regelmäßigen Abständen von 3, 6 und 9 Monaten durchgeführt. Eine Kapselendoskopie erfolgte einmalig postoperativ bei allen Patienten mit nachgewiesenen Pouchadenomen. Im Falle von Pouchadenomen wurde eine lokale Therapie mit dem Cyclooxygenase-Inhibitor Clinoril begonnen.

Ergebnis: PA traten bei 7 Patienten (23%)im Mittel 6 Jahre nach erfolgter Operation auf. Alle Patienten mit PA zeigten auch DA in der Kapselendoskopie. Die lokale Therapie der PA mit Clinoril führte bei 6 von 7 Patienten zu einer Ausheilung im Mittel 6 Monate nach Beginn der Therapie.

Patient

Patient
Alter/Geschlecht

Erstdiagnose FAP

Datum Kapselendoskopie

Auftreten von Pouchadenomen

Histologie

Lokalisation/Anzahl Dünndarmadenome (DA)

1

19/m

1998

09/2000

-

sporadische hyperplastische Lymphfollikel

distaler Dünndarm/ multiple DA

2

40/m

1983

08/2002

2002

tubulo- villöse Adenome mit low-grade Dysplasie

distales Duodenum und Jejunum/multiple DA

3

25/m

1996

keine Angaben

2001, 2003, 2004

tubuläre Adenome mit low-grade Dysplasie

keine Angaben

4

46/m

1994

11/2002

2001, 2002, 2003

Tubulo- villöses Adenom mit low-grade Dysplasie

Proximaler Dünndarm/multiple DA

5

41/w

1996

12/2002

2002, 2003

tubuläres Adenom mit low-grade Dysplasie

mittlerer Dünndarm/2 DA

6

28/w

1993

01/2003

2003

tubuläre Adenome mit low-grade Dysplasie

gesamter Dünndarm/ multiple DA

7

34/w

1996

01/2003

2003

tubuläre Adenome mit low-grade Dysplasie

distaler Dünndarm/ multiple DA

8

33/m

2000

01/2003

2003

tubuläre Adenome mit low-grade Dysplasie

distaler Dünndarm/2 DA

Schlussfolgerung: Nach ileoanaler Pouchanlage besteht die Gefahr der Entstehung von Adenomen im Pouch. Gleichzeitig können Adenome im Dünndarm auftreten, die den Patienten durch die Möglichkeit der malignen Entartung gefährden. Mit der Einbeziehung der Kapselendoskopie in das Nachsorge-Schema könnten diese Adenome aufgespürt werden und unter adäquater Therapie und Monitoring zur Ausheilung gebracht werden.